Monday, July 12, 2010

II. Der Odyssee Zweiter Teil - Verwicklung

Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an.

Zu fortgeschrittener Stunde, aber durchaus schnell im Anschluss ans Praeludium, kommt nun der zweite Teil, die Verwicklung, meiner kleinen Serie.

Schon einige Zeit vor Beginn der Reise fing ich an, die Tage und schliesslich die Stunden bis zum Startschuss ungeduldig zu erwarten. Ich war innerlich sehr aufgewuehlt. Nicht nur wegen der Freude, meine Freundin Janine wiederzusehen, sondern auch, weil es das erste Mal seit etwa 8 Monaten sein wuerde, dass ich den lateinamerikanischen Kulturkreis verlassen wuerde. Das mag, gerade fuer geuebte Touristen, banal klingen. Ist es aber in keinster Weise. Denn anders als der gemeine Tui-Juenger, wachsen Austauschschueler und Freiwillige ueber einen laengeren Zeitraum mit Hilfe ihrer Gastfamilien, Freunde und Arbeit bzw. Schule eng mit ihrer Umgebung zusammen. Auch, wenn der Immigrant nicht immer von seinem Gastland begeistert ist - es geschieht frueher oder spaeter einfach.

Zunaechst zweifelte ich lange, ob ich denn nun wirklich in die USA gehen sollte. Schliesslich wuerde ein Kulturschock nicht zu vermeiden sein. In Anbetracht der krassen Diskrepanz in den wirtschaftlichen Entwicklungsstadien Paraguays (obwohl viele Haushalte bereits Strom haben) und der USA (satte 4 Billionen Tonnen an jaehrlicher Neumuellproduktion, Tendenz steigend), wuerde dieser kurzfristige Tapetenwechsel sicherlich nicht spurlos an mir vorueber gehen.
Doch zu gross war der Wunsch, mit meiner besseren Haelfte mal wieder ohne Kruecken, sprich Technologie, kommunizieren zu koennen.
Ausserdem wuerde es sicher auch ein kleines Abenteuer werden.

Als der Tag X dann endlich Wirklichkeit wurde, hatte ich es noch immer nicht richtig registriert und packte nur mechanisch meinen Koffer, sagte allen noch einmal abwesend Lebewohl und setzte mich mit meinem Gastpapa ins Auto, der mich trotz eines dringenden Meetings noch zum Bus Terminal brachte. Eigentlich hatte ich vorgehabt, den Bus zu nehmen. Mit Koffer und prallgefuelltem Rucksack allerdings eher ein Vergnuegen fuer Kenner. Gemacht hab ichs aber trotzdem schon mal, naemlich als mich meine zerebral benachteiligte, zweite Gastfamilie einfach genau dies tun liess, obwohl ich bei europaeischem Zeitplan damals meinen Bus nach Buenos Aires verpasst haette.

Eine traurige Verabschiedung entfiel gluecklicherweise, da Jorge, mein Para-Dad*, schnell weiter musste. Schockierenderweise hatte ich ueber eine Stunde auf meinen Bus zu warten, was mir aber genuegend Zeit liess, noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen, die ich vorher nicht bedacht hatte; wie z.B. Essen und Trinken fuer den Trip zu besorgen oder Geld umzutauschen. Die Welt spricht schliesslich Visa und kein Guaraní**.
Ausserdem hatte ich noch ein ueppiges Guthaben auf meinem Handy (knapp 3 Euro, was bei mir locker fuer zwei Wochen reicht), das aber bei meiner Ankunft schon verfallen sein wuerde. Daher nahm ich an, dass ein erneutes Aufladen wohl die Gueltigkeitsdauer des gesamten saldos verlaengern muesste. Da ich aber schon auf einer Bank sass, mein Essen nett um mich herum aufgetischt hatte und somit die komplette Sitzgelegenheit blockierte, war ich eher abgeneigt, noch einmal extra aufzustehen. Stattdessen rief ich geistesgegenwaertig meinen Kollegen Carlos an und bat um eine kleine Zuwendung monetaerer Natur, worauf er mir dann prompt etwas per SMS ueberwies. Ja, das geht hier. Das ganze kuriose Mobilfunksystem waere eigentlich mal einen eigenen Artikel wert.

Nach beendetem Snacken, kam dann auch schon mein Bus und es ging wirklich los. Die Verwicklung hatte begonnen und war nun nicht mehr aufzuhalten. Jetzt gab es kein Zurueck mehr...

(Fortsetzung folgt)


*(Achtung, Wortspiel: "para" (altgriech.) --> "neben", "im Vergleich mit"; siehe "Paramilitaer", "paranormal" etc. + Para-guay. Also mein PARAguayischer NEBENvater ^^)

**(und noch ein Wortwitz. Nicht nur ist Guaraní die zweite Amtssprache Paraguays, sondern auch die lokale Waehrung. Daher funktioniert diese Doppeldeutigkeit, in Anlehnung an den bekannten Visa-Slogan, hier bei der eigentlich nur auf Geld bezogenen Aussage "Die Welt spricht kein Guaraní".")

2 comments:

  1. lieber jan,
    find ich gut (auch wenn ich noch nicht weiss was das ganze soll, finde deutsch ja schliesslich SCHEISSE und habe keine ahnung davon). ;)

    weiter so.

    wenn du allerdings einen wirklich guten blog lesen willst, dann geh auf www.matzi-paraguay.blogspot.com . der schreibt irgendwie besser finde ich, ist allerdings nicht ganz aktuell.

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  2. :D der soll mal wieder was neues reinstellen, der faule hund!

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