Saturday, March 13, 2010

AFS Halbjahres-Orientierung Teil II

Und nun zum zweiten Teil des Midstays.

Es war geplant, dass wir zu dritt mit zwei Freiwilligen und einem Fahrer in einem VW-Bus die naehere Gegend und Kleinstaedte unsicher zu machen.
Wir trafen uns deshalb morgens um 8:00 Uhr im AFS Buero und warteten etwa bis 9:00 bis alle da waren.
Im Buero arbeiten zusaetzlich noch zwei Deutsche FSJ'ler, Matthis und Kai, die normalerweise wie an jedem anderen Werktag der Woche malochen sollten. Da ich aber eine der Freiwilligen anstachelte mal die Obermutter von AFS zu fragen, ob die beiden nicht mit uns mitkommen koennten, wurde es ihnen schliesslich erlaubt.

Sicherheitshalber hatte ich von daheim ein "equipo" (lies ekípo), also ein Tereré-Set, mitgenommen. Das hatten die anderen aber auch. Deshalb hatten wir am Schluss mindestens 4 equipos am Start. Aber war kein Ding, da es so niemals trocken um den Gaumen wurde.

Das Ganze ging auch gut los und wir fingen bald an ueber alles Moegliche zu reden, natuerlich auf Deutsch, was den Voluntarios gar nicht gut abging, uns aber egal war, da sie sich nicht durchsetzen konnten und auch keine ueberzeugenden Sanktionsmittel zur Hand hatten.

Wir fingen unsere Rundfahrt im schoenen Staedtchen "Yaguaron" an, in dem ich schon des Oefteren mit meiner Arbeit taetig war und deshalb auch ganz gut kannte. Dies liess ich dann auch den anderen und jetzt euch "zu Gute kommen".

Der Name leitet sich von den Guaraní-Begriffen "yagua" (Hund) und "ru" (Vater). Dies bezieht sich auf den riesigen, hundartigen Felsen an dessen Rand der Ort erbaut wurde. Der Berg war fuer die Indios heilig und man sagt, dass einer der sieben Soehne des obersten Gottes Tupa, dort wohnen soll.

Der Felsen von unten



Beim Aufstieg




Und von oben!





v.l.n.r. Matthis, Ich (der Jan), Steffi, Nic, Kai

Wir entschieden uns, den Huegel zu erklimmen, was uns eine fantastische Uebersicht ueber die Umgebung lieferte. Leider wurde Nic beim Aufstieg von einem Handteller grossen schwarzen Insekt attackiert, dass eine gemeine Beule hinterliess. Augenzeugen berichten von vier Fluegeln, die es kurz vor dem Stich ploetzlich boeswillig ausbreitete.

Des Weiteren konnte man von dort oben auch ein Lepra-Zentrum in der Ferne erblicken, dass gut vor der Oeffentlichkeit verborgen lag. Eine der Freiwilligen geht immer wieder dorthin, um den Patienten den Tag zu verschoenen. Sie sagt, dass sich die Leute dort extrem ueber Besuch von aussen freuen, da sie von der Gesellschaft absolut nicht akzeptiert werden und deswegen als Aussenseiter leben muessen. Selbst ihre Mutter will sie nicht dort hinlassen.

In Yaguarón sahen wir ausserdem noch die grosse Kirche, die fuer ihre einmaligen Holzschnitzereien im ganzen Mercosur (Paraguay, Argentinien, Uruguay und Brasilien) bekannt ist.

Kirche von aussen





Und innen







Danach ging es noch in vereinzelte Museen in Orten, deren Namen mir leider nicht mehr gelaeufig sind, da ich sie zu keiner Zeit korrekt aussprechen konnte.


Alte Kriegswaffen, von Veteranen gestiftet


Eine wichtige Station, die mir im Gedaechtnis blieb, war allerdings Caacupe. Auch hier kann ich euch die Etymologie erklaeren, da mir mein allzeit hilfsbereiter Kollege Carlos einmal erklaerte, wo der Name herkommt. "Ka'a" ist guaranì fuer Kraut/Pflanze/bewachsener Huegel und "cupe" eine Praepostion, die sich in etwa mit "hinter" uebersetzen laesst. Caacupe ist also die Stadt "hinter dem bewachsenen Huegel". Sie mit ihrer Kirche ist auch das Endziel der alljaehrlichen "peregrinación" (Pilgerung), die im Dezember veranstaltet wird, um sich die Suenden durch reuiges Wandern vergeben zu lassen.
Wir sahen uns das Gotteshaus auch kurz an und das obwohl der Eintritt mit kurzen Hosen verboten war. Naja, wozu ist man ignoranter Tourist. Die Kirche an sich ist tatsaechlich sehr monumental und Ehrfurcht einfloessend. Man kann ihr auch aufs Dach steigen und dabei endlos lange und detailreiche Wandmalerei bestaunen, die allerdings Augenwischerei ist, da friedliche Szenen der Missionierung der Indios durch die Jesuiten dargestellt werden. In Wirklichkeit wurden die meisten naemlich mit Blut und Eisen und nicht mit netten Worten bekehrt. Dennoch lohnt sich ein Besuch.



Matthis und ich in der Kirche Caacupes. Man bemerke das "Silencio"-Schild (Ruhe bitte!) oben rechts.


Unsere letzte Etappe war schliesslich der Partyort San Bernadino, im Volksmund auch Sanber genannt. Er ist so etwas wie das Miami oder Mallorca Paraguays. Normalerweise ein beschaulicher Ort am See, wird Sanber im Sommer zu einem einzigen Party-Mekka fuer das paraguayische Volk. Etliche Diskos und Casinos haben nur dann geoeffnet, wenn die endlosen Menschenmassen die Ferienhaeuser stuermen und sich am See, dem Lago Ypacaraí, in der Sonne aalen.

Das Gewaesser als solches sollte allerdings gemieden werden, da es durch Industrie- und Haushaltsabwaesser stark verunreinigt ist. Das haelt viele allerdings nicht davon ab, das kuehle Nass an heissen Tagen als Zuflucht vor Ras brennender Liebe aufzusuchen.
Mir wurde von einem Maedchen erzaehlt, das versehentlich etwas von dem Seewasser schluckte und deshalb mit einer gefaehrlichen Teilspastik ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Es hiess ihre Finger haetten sich total verkruemmt.


Der "Giftsee" Ypacaraí in Sanber

Nach einem leckeren Softeis ging es dann wieder gen Heimat. Insgesamt fand ich den Tag super und auch das ganze Camp hat mir Spass gemacht, da man sich fuer uns wirklich Gedanken um den Ablauf gemacht hatte. Besonders positiv fielen mir die insgesamt sehr kompetenten Gastredner auf, von denen wir sicher viel lernen konnten und uns in angeregte Gespraeche und Diskussionen verwickeln konnten.

AFS Paraguay, diesmal hast du deinen Job ungewoehnlich gut gemacht. Felicidades!! ;-)

bis bald, euer Jan

Monday, March 8, 2010

Blog Neuigkeiten!

Hey Leute,

kurz das Wort zum (noch) Sonntag.

Ich habe jetzt einen Blog auf Englisch anfangen, um meinen internationalen Familien- und Freundeskreis ebenfalls mit meinen heiteren Weisen erfreuen zu koennen. Gleiches Recht fuer (fast) alle.

Ich werde nicht alles einfach uebersetzen, sondern vielleicht auch andere Dinge dort posten. Je nach dem wie ich gerade lustig bin. Es lohnt sich auf jeden Fall ab und an vorbeizuschauen.

Den Link zusammen mit den Links zu den Blogs befreundeter Mitfreiwilliger koennt ihr rechts am Rande finden. Auch dort gilt: Kommentare willkommen.

Es wuerde mich auch sehr gluecklich machen, ein paar mehr Leute zu haben, die meinem Blog folgen. Dazu muesst ihr nur rechts am Rand auf "diesem Blog folgen" klicken und euch, wenn ihr ein gmail, yahoo, twitter, aol oder blogspot Konto habt, einloggen. Faende ich super! :-)

Ausserdem habe ich jetzt das Feature der Blogbewertung eingebaut. Also alle von euch, die keine Lust haben, mir ein Kommentar zu schreiben, koennen nun am Ende eines Artikels einfach eine Bewertung vornehmen. Das gilt auch fuer aeltere Artikel. Ich wuerde mich freuen, wenn ihr dieses Extra in Anspruch naehmet; am besten zusammen mit einem Kommentar. ;-)

Nochmal: Um ein Kommentar zu hinterlassen muss man sich NICHT irgendwo anmelden. Einfach schreiben und abschicken. Ich freu mich.

Bis bald, euer Jan

Friday, March 5, 2010

Hausintern II oder Mein armer Blutdruck!!

Ok, ich weiss, dass ich eigentlich erst Teil II des ueberaus interessanten und fesselnden Midstay Camp Artikels bringen muesste, aber es hat sich eine kritische Aenderung in meinem Alltagsleben ergeben, die sofort adressiert werden muss. Alleine schon, um ein Ventil zu haben und mal Dampf ablassen zu koennen. Sonst speichere ich nur meine aufgestaute Wut in Form von Kummer und Ressentiments in mein Langzeitgedaechtnis.
Es geht um unsere Hausangestellten. Seitdem ich hier bin (etwa 2.5 Monate), hatten wir sieben verschiedene Hausmaedchen. Nach Aussagen meiner Eltern hatten sie alle einfach nach einer gewissen Zeit keine Lust mehr zu arbeiten und sind dann spontan nicht mehr gekommen, teilweise auch ohne ihre Kleidung abzuholen. Dazu muss ich hinzufuegen, dass unsere Angestellten, immer zwei gleichzeitig, beide ihre Raeume in einem Haeuschen im Garten haben. Dieser hohe Verschleiss an Arbeitskraeften steht sehr im Gegensatz zu meinen ersten beiden Familien, die dieselben Angestellten bereits mehrere Jahre beschaeftigen und fast so etwas wie Freunde fuer sie sind. Da sie aber die Freunde meiner Feinde waren, waren sie zugleich auch meine Feinde. Da meine jetzige Familie als "Freunde" oder aber vor allem auch wirklich als "meine Familie" bezeichnet werden kann und jedes neue Hausmaedchen erst einen guten Eindruck bei uns machen will, gewinne ich quasi doppelt, da alle nett zu mir sind; teils weil sie mich moegen und teils weil sie beruflich dazu verpflichtet sind. Wobei ich mir auch Muehe gebe, nett zu den Hausangestellten zu sein, was dazu fuehrte, dass mich auch alle, meiner beschraenkten Ansicht nach zu urteilen, ganz gerne haben bzw. hatten.
Nun habt ihr ja noch sicherlich den Eintrag "Hausintern" im Gedaechtnis. Es ging darum, dass sich die Angestellten unter sich zurechtwiesen und sich gegenseitig daran erinnerten wie wichtig es sei einen Job zu haben, waehrend ich dabei stand und ignoriert wurde und so Maeuschen spielen konnte, gleichzeitig aber lautstark meinen Shake mixte.
Nun, vor einer Woche haben alle spontan gekuendigt und wir waren ein paar Tage ohne Unterstuetzung. Nun fragt sich der Durchschnittsdeutsche sicherlich, wo darin das Problem liegen soll, da das alltaegliche Leben in andern Laendern, besonders in Industrienationen, schliesslich auch wunderbar ohne Haushaltshilfen funktioniert. Nun, dazu muss man sagen, dass meine kleinen Brueder schon noch Hilfe brauchen, meine Gasteltern keine Zeit haben zu kochen, ich dazu keine Lust habe und sich die hiesige bourgeoise Familienstruktur im Laufe der Jahre auch danach ausgerichtet und entwickelt hat.

Auch ist es vielleicht interessant fuer euch zu erfahren wie man neue Arbeitskreafte findet, da es dafuer ja nicht so etwas wie ein Arbeitsamt gibt. Gewoehnlich fragt man Freunde oder Bekannte, ob diese nicht eine Haushaltshilfe zu viel haben oder jemanden kennen, der jemanden kennt. Ihr seht, es ist immer etwas abenteuerlich und konfus hier.

Aber, jetzt haben wir ja wieder zwei Neue. So wie es scheint, arbeiten sie bisher nur halbtags, was dazu fuehrt, dass das Abendessen immer aufgewaermt werden muss, aber dennoch koestlich ist. Es kann aber auch sein, dass beide nur uebergangsmaessig da sind. Eine von ihnen kann ich auch total gut leiden und sie kocht unglaublich lecker. Es schmeckt wirklich wie in einem Restaurant, wenn sie kocht. Waere es verwegen zu sagen, fast so gut wie wenn ich selbst koche? ;-) Hm, vermutlich schon.
Wie dem auch sei, die andere war schon mal bei uns gewesen, damals, aber nur fuer etwa eine Woche. Es ist die Einzige, die ich wirklich nicht leiden konnte. Und sie ist zurueck. Warum ich mit ihr gestraft wurde, weiss ich nicht, aber es geht mir ordentlich auf die Nerven. Waehrend die Vorherigen jung, verschwiegen und gehorsam waren, ist dieses Subjekt das genaue Gegenteil. Sie labert immer lauthals ueber irgendwelches, absolut irrelevantes Zeug und versucht mich dann meistens noch in eines ihrer droegen Gespraeche zu verwickeln. Ich habe sie auch noch von damals in Erinnerung als sie mir morgens vorschreiben wollte, was ich beim Fruehstueck zu essen haette und dass Wasser nicht dazugehoere. Das hab ich ja besonders gern, wenn man mich in diesem Feld belehrt.

Der Grund, warum ich heute all dies aufschreibe, der Tropfen also, der mein emotionales Fass zum Ueberlaufen brachte, war, dass sie mich mal wieder morgens aufgeweckt hat, was absolut nicht ihr Recht oder gar Pflicht ist; und das auch noch voellig vor der Zeit. Ich haette noch schlafen koennen! Ihre niedertraechtigen Absichten und Methoden erkennend, war mir bewusst, dass, wenn ich das Zimmer verliesse, sie sofort zu wischen etc. beginnen wuerde und sich nicht mehr vertreiben liesse. Meine Blase konnte dieser Logik leider nicht folgen. Daher wartete ich bis ich nichts mehr hoerte und schlich ich mich raus. Ohne jegliches Geraeusch.

Sie nennen mich auch Jan Bond.

Kaum war das Schloss des Badezimmers herumgedreht, hoerte ich allerdings sofort - als haette sie nur auf diesen Moment der temporaeren Impotenz gewartet - ein aechzendes Schleifen und Schleppen. Als ich wieder herauskam, war sie verschwunden, aber mein Bett war komplett abzogen, sodass ich nicht mehr darauf schlafen konnte. Anstatt es zu machen, ging sie aber weg und ich fand sie unten Tereré schluerfend vor, MEINEN LIEBLINGSSTROHHALM (Bombilla) BENUTZEND (den ich gerade verwenden wollte) und sah sie labern anstatt zu arbeiten. Das regt mich echt auf.

So, das wars auch schon. Ich hoffe sie geht bald wieder oder ich muss dafuer sorgen, dass sie gefeuert wird. Die Tatsache, dass sie gestern nicht da war und sonst auch nur halbtags meine Umwelt mit ihrer Praesenz verschandelt, ist fuer mich so etwas wie ein silberner Hoffnungsstreif am weit entfernten Horizont.

Wir werden sehen. Ich halte euch diesbezueglich auf dem Laufenden. Freut euch in der Zwischenzeit schon mal auf Teil II. Leider erst naechste Woche. Ihr wisst ja, bei wem ihr euch dafuer bedanken koennt. ;-)

Monday, March 1, 2010

AFS Halbjahres-Orientierung Teil I

Da nunmehr der Maerz angebrochen ist, halte ich es zeitlich fuer angebracht, euch eine Ereignisreihe von Ende Januar zu erzaehlen: Die "Orientación de Mitad de Estadía" (Midstay-Camp)

Im Allgemeinen umfasst unser Anderer Dienst im Ausland (ADiA) etwa ein Jahr. Dazu gehoeren neben dem eigentlichen Jahr ein zweiwoechiges Vorbereitungsseminar (VB), eine Halbjahresorientation sowie ein Nachbereitungsseminar (NB). Waehrend man normalerweise denken koennte, dass all diese Pflichtveranstaltungen aeusserst zaeh und langweilig sein koennten, so muss hier ein differenzierendes Licht ins Dunkel des Vorurteils gebracht werden.
Die VB beispielsweise war inhaltlich manchmal durchaus einschlaefernd. Dies wurde aber aufgehoben durch die Freundschaften, die mit anderen latino weltwaerts-Leuten geschlossen werden konnten und noch bis auf diesen Tag bestehen. Denn das gleiche ungewisse Schicksal hat viele zusammengeschweisst, auch wenn es selbst bei uns zu Cliquenbildung kam.
Der naechste Abschnitt war das Arrival-Camp, was dann aber irgendwie ausfiel, weil wir nicht ordnugnsgemaess und zum rechten Zeitpunkt in Paraguay ankamen. Es gab dann noch ein Camp fuer die FSJ'ler und Austauschschueler zu dem Steffi, Nic und ich allerdings nicht eingeladen wurden. Anfangs sehr darueber veraergert, dankte ich spaeter aus vollem Herzen dafuer, dass ich doch nicht mitgegangen war. Denn just in diesen Tagen wurde ich von einem ueblen Miasma heimgesucht, dass mich ans Bett bzw. die Toilette fesselte und so schnell nicht mehr losliess.
Damit war also die naechste obligatorische Huerde das Midstay-Camp. Waehrend es urspruenglich Ende Dezember stattfinden sollte, wurde dieser Termin von AFS ein paar mal hin und her verschoben um angenehm jede Reiseplanung fuer den Januar in den Lokus zu befoerdern. Besonders Steffi kann hiervon ein langes und klagenreiches Lied singen. Waehrend sie sicherlich am meisten unter der Inkompetenz und Willkuer gewisser Organisatoren zu leiden hatte, so koennen doch auch viele andere von uns dazu zumindest den Backgroundgesang uebernehmen.
Schliesslich wurde das Camp auf die Tage 27.-29. Januar angesetzt.
Normalerweise ist diese Halbjahresorientierung wirklich ein Camp, fuer das man sich ein nettes Hotel oder Motel bucht und ein paar Tage tagsueber Workshops hat und abends bis spaet in die Nacht Spass hat und sich Geschichten erzaehlt oder einfach abfeiert. So war es zumindest damals bei mir in den USA und bei der VB. Hier war die ganze Situation etwas anders, da wir nur zu dritt waren und zudem auch alle recht nahe beisammen wohnen. Aufgrunddessen fing der offizielle Teil jeweils um 9:00 Uhr morgens an und ging bis 16:00 nachmittags. Die ersten beiden Tage fanden im Hotel "Portal del Sol" statt, was mir ganz gelegen kam, da es gerade mal 15 Minuten Fussmarsch von meinem Haus entfernt liegt. Dennoch fuhr mich mein Gastvater am ersten Tag hin, um mir nebenbei die Gegend um unser Haus zu zeigen; so etwa das "Colegio Goethe" (lies "Gett"), auf das meine Gastbrueder gehen und auch die angeblich beste Schule Paraguays ist. Man lehrt hier neben Spanisch in einigen Faechern auch in Deutsch und in anderen in Englisch. Persoenlich kann ich sagen, dass es mit den Schulen an denen ich fuer gewoehnlich arbeite nicht zu vergleichen ist. Es wirkt fast wie eine Universitaet mit pedantisch getrimmtem Rasen und blitzblanker Fassade. Die meisten Bildungsanstalten hier koennen froh sein, wenn sie intakte Fensterscheiben haben.
Wie dem auch sei, nachdem die Orientierung begann, wurden wir zunaechst etwa zweieinhalb Stunden ueber die Geschichte Paraguays belehrt. Nicht unbedingt der Knueller, besonders, da wir dies schon mehrfach im Rahmen unseres Auslandaufenthaltes gelernt hatten und ich es persoenlich von jedem aelteren Paraguayo erklaert bekomme, den ich nicht sofort auf ein anderes Thema lenke. Aber immerhin war unsere Instruktorin, Maria-José oder auch Majo, eine Geschichtsstudentin, die den Stoff moeglichst begeistert rueberbrachte. Zum Mittagessen ging es dann ins "La Vienesa", ein ausgezeichnetes Bistro, das europaeische Kueche mit lateinamerikanischen Einfluessen aufs Koestlichste vereint. Dennoch fuehlte ich mich etwas in die US-amerikanische JimCrow-Zeit der Rassentrennung zurueckversetzt, da die Gaeste fast ausschliesslich hellhaeutig waren.
Dort trafen wir dann unseren ersten von insgesamt vier Gastrednern, der uns mit Informationen ueber das Bildungssystem Paraguays versorgte, waehrend wir uns an den gastronomischen Genuessen auf Kosten von AFS labten. Seinen Namen habe ich vergessen, aber er war recht jung und wollte interessanterweise auch lieber Englisch mit uns sprechen. Als ich dennoch nur auf Spanisch mit ihm parlierte, nahm er mir das dennoch nicht uebel. Nur meine Bemerkung, ob wir mit den Fragen nicht bis nach dem Essen warten koennten, stiess auf allgemeines Unverstaendnis am Tisch. Insgesamt war er recht gut informiert und liess sich durch meine teilweise absichtlich hinterlistigen Fragen (ich war immer noch etwas veraegert nicht in Ruhe essen zu koennen) nicht aus der Ruhe zu bringen. Schliesslich verwickelte ich ihn in ein Gespraech ueber das rechtliche System Paraguays und der USA. Gerade als ich mich wirklich fuer das interessierte, was er zu sagen hatte, mussten wir allerdings schon wieder ins Hotel gehen. Ich gab ihm meine Email-Adresse, um mir bezueglich einiger Fragen zu antworten. Er hat mir nie geantwortet. Er mag so europaeisch sein und so viel Englisch sprechen wie er will, man merkt wo seine Erziehung herkommt. Das ist jetzt wirklich nicht so boese gemeint wie es klingt. Es ist nun mal einfach Teil dieser Kultur nicht alles wortwoertlich zu nehmen. Da sind die meisten Deutschen ganz ganz anders.
Nach einer ausgedehnten Pause kam am Nachmittag noch eine weitere Rednerin, die ueber die persoenliche Entwicklung und deren Phasen referierte und anhand von verschiedenen Aktivitaeten vorfuehrte wie und ob wir uns schon veraendert haben. Insgesamt fand ich den Vortrag sehr interessant und auch aeusserst professionell durchgefuehrt. Diese Person war definitiv keine AFS-Angestellte. Im Gegenteil, sie erzaehlte uns, lange Zeit in New York gelebt und neben Paraguay auch in Oxford Soziologie und Paedagogik studiert zu haben.


[wir vertieft bei der Arbeit mit der zweiten Referentin] ;-)

Am naechsten Tag ging es weiter mit einem ehemaligen Professor der renommierten amerikanischen Emory Universitaet, der uns einen ausgedehnten Vortrag ueber u.a. das Lernen hielt, allerdings genau den Fehler machte, den er in seinen Ausfuehrungen am meisten anprangerte: Das einseitige Schwadronieren anstelle von aktivem Einbinden des zu Lehrenden, sprich uns. Dennoch war er ein intelligenter und interessanter Dozent.
Abschliessend wurden wir noch von einem viertem Redner unterhalten, der uns eine eintoenige Powerpoint-Praesentation vorfuehrte, dessen Inhalt ich nun aufgrund seiner Redundanz damals nicht festzustellen vermochte und ihn deshalb nun leider auch nicht mehr wiedergeben kann. Ich musste auch ganz dringend auf die Toilette und er wollte mich nicht lassen.
Das Ende des letzten Tags gab es noch die Moeglichkeit ein persoenliches Gespraech mit einem AFS Freiwilligen zu fuehren, falls man denn wollte. Ich wollte nicht und begab mich an den PC, um seit Laengerem mal wieder einen Blogartikel zu schreiben.

Das hier Wiedergegebene waren Tag 1 und 2. Fuer das Finale gingen wir auf eine kleine Reise in Paraguay, was meiner Meinung nach einen eigenen Artikel verdient. Also, bleibt dabei! :-)

About Me