Friday, September 25, 2009

So zwischendurch!

Heut is was Lustiges passiert, was ich vielleicht vergesse, wenn ichs nicht direkt poste und es so nur einige wenige am Telefon zufaellig von mir erfahren!

Auf dem Rueckweg von zwei Schulen fuhren meine Kollegen und ich durch einen belebten Stadtteil, auf dem sich viele obskure Gestalten tummeln. Eine davon war eine dicke Frau. Das allein ist noch nicht unbedingt bizarr, wenn auch auffallend. Aber was ich wirklich krass fand war, dass sie gerade aus einem Auto ausstieg und die Tuer mit ihrem Bauch zuschleuderte. Und ich meine nicht die Tuer zudruecken! Sie hat einfach ihre Huefte geschwungen und ihr Riesenei gegen das hilflose Blech knallen lassen, das dann nachgeben musste! Wenn da mal keine Beule drin war.
Vielleicht tue ich ihr auch Unrecht mit dem Uebergewicht und sie war einfach schwanger...waer aber halt noch dreister!!

¡nos vemos!

Sunday, September 20, 2009

Was lange währt, wird endlich gut!

Liebe Freunde des guten Geschmacks,

es freut mich euch wieder hier begruessen zu koennen, besonders, nachdem ich euch nunmehr zwei Wochen in der Luft habe baumeln lassen. Meine Verspaetung sei mir verziehen, aber das typische Mañana-Mañana Fieber hat mich einfach erfasst. Andererseits hatte ich aber auch extrem viel zu tun.
Sehr viel ist in den letzten zwei Wochen geschehen - Schoenes wie auch weniger Angenehmes.
Fangen wir einfach mal an. vorvorletztes Wochenende als ich gerade den letzten Eintrag verfasste, ging es mir beispielsweise eher bescheiden. Am Tag zuvor hatte ich wohl unbedacht gegessen und dementsprechend erst einmal mal kraeftig Urlaub an der Ruhr gemacht. All die Anti-Kotz und -durchfallpillen halfen da nicht viel. Eigentlich gar nichts. Aber wie heissts doch so schoen, besser raus als rein. Als ich dann abends eine SMS von meinem Kollegen bekam, ich solle am naechsten Morgen um 5:30 fuer einen Workshop bereitstehen, musste ich dann auch leider absagen.
Montags gings dann fuer drei Tage auf eine Freiluft-Ausstellung ins ca. 600km entfernte Concepcion, wo wir in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkriesen und Sponsor Tigo einen Stand hatten, an dem wir besuchenden Kindern den Umweltschutz nahelegten.
Dorthin begleitete ich meine beiden Kollegen Carlos, 26, und Nelson, 24, die beide total nett und hilfsbereit sind und dafuer gesorgt haben, dass der Trip einigermassen auszuhalten war. Eine Kleinstadt ist naemlich noch mal was anderes als Asuncion, auch wenn das allein schon eine krasse Umstellung fuer mich bedeutete. Die Hinfahrt war aber noch cool. Nur wir drei und nahezu unberuehrte Natur. Das Dumme war nur, dass die beiden voll auf traditionelle paraguayanische Musik abfahren. Am Anfang wars zwar ganz nett, aber irgendwann geht einem diese Gaucho-Volksmusik schon derb auf den Senkel. Eine wahre Freude war es dann fuer mich, als wir einmal kurz Radio hoerten und Madonna mit "Material Girl" lief. Es ist wirklich nicht einfach, komplett ohne Englisch oder Deutsch auszukommen, wenn man das nicht gewohnt ist. Jemand, der nie laengere Zeit im Ausland war, wird dies nur schwer nachvollziehen koennen, aber es ist wahr: Es kann wirklich wie Balsam sein, jemanden Deutsch, und fuer mich auch Englisch, reden zu hoeren. Ich wuensche euch allen, dass ihr diese Erfahrung einmal machen koennt. Da fuehlt man sich einfach wie in eine warme Decke in einer kalten Nacht eingehuellt. Ok, die spanische Sprache ist auch wunderschoen, aber fuer jemanden wie mich, mit einer geringen Sprachkompetenz hier, ist sie oft frustrierend. Auf jeden Fall wurde ich dann gebeten das Lied mal zu uebersetzen. Hab ich dann meinen Faehigkeiten auch entsprechend gemacht. "chica material" hiess es also und als es der Radiomoderator im Anschluss genauso uebersetzte und mich meine Kollegen mit einem ehrfuerchtigen Kopfnicken ansahen, war ich schon richtig stolz! Spaeter, es war schon dunkel, wurde dann ein Enrique Iglesias Album aufgelegt und die beiden haben ALLE Songs mitgesungen. Bei der spanischen Version von Hero, war ich dann auch am Start. Herrlich und das alles bei 32 Grad um 10 Uhr abends. Hier wird es naemlich immer schon so um 6 uhr dunkel und auch um 6 Uhr morgens wieder hell, da wir ja naeher am Aequator sind als Deutschland.
Genial war auch unsere Ankunft in Concepcion. Wir fuhren ueber eine ewig lange beleuchtete Bruecke in die Stadt. Mitten auf dem Weg meinte Carlos, mal anhalten zu muessen um eben Fotos zu machen. Entsprechend hielten wir direkt auf der vierspurigen Strasse und liefen ans Gelaender. Ich hatte meine Schuhe schon ausgezogen und bin in Socken ueber den noch warmen Asphalt gelaufen. Gerade als ich mir dachte, dass die mich wohl fuer bloed halten muessen, sah ich, dass Carlos sogar barfuss war, auch beim Autofahren. Gut, Verkehrsregeln sind ja auch nur was fuer die Fahrschule, in Suedamerika sowieso.
Wieder im Auto ist Nelson ploetzlich bei voller Fahrt aus dem Fenster gestiegen und hat sich halb rausgehangen um noch mehr Fotos zu machen. Total begeistert, hab ichs direkt nachgemacht und auch auf der Tuer sitzend lauthals unsere Ankunft in die Nacht verkuendet. Wir ham also beide halb aus dem Auto bei Tempo 70 rausgehangen und Enrique Iglesias gesungen. Das war auch ganz cool, aber ploetzlich kam dann noch ein dritter Kopf von der Fahrerseite raus. Jap genau, unser Fahrer hat sich bei voller Fahrt ausm Fenster gelehnt. Zu dritt sind wir dann also in die Stadt eingefallen...mit absolut freier Sicht.
Im Hotel angekommen gabs dann direkt die naechste Ueberraschung. Kein Bad vorhanden..oder doch? Im Zimmer waren auf den ersten Blick nur ein Schrank und
drei Betten. Die rechte Schranktuer allerdings hatte es in sich; naemlich das Bad. Kaum zu glauben, aber wahr. Man musste durch den Schrank und einen kurzen Gang laufen, um ins Bad zu kommen. Sehr geil, auch, wenn das Hotel sonst ueberteuert war.
Insgesamt liefs in diesen Tagen eher bescheiden, da ich mich ueberfluessig fuehlte, Fragen nicht beantworten konnte und fror wie ein Schneider. Als Kulminierung meiner Depression sehe ich gerne folgende aeussert schmachvolle Szene an: Wir hatten dort an die vielen Kinder insgesamt 200 kleine Setzlinge verschenkt. Allerdings immer nur an Schulklassen. Als einmal ein kleiner dicker Junge kam und auch einen haben wollte, musste ich ihm das von Amtswegen her verbieten. Als Deutscher kennt man sich ja mit sturen Beamten aus und kann dementsprechend leicht in die Rolle schluepfen. Ich als alter Pedant sowieso. Dummerweise hat der kleine Sack nicht kapiert, was ich ihm versuchte zu erklaeren. Waehrenddessen - das hab ich aber erst spaeter gemerkt - haben uns andere Kinder einfach ein paar Baeumchen geklaut. Klar, ich war abgelenkt. So in etwa stell ich mir auch die deutsche Politik vor. Durch den Buerokratiemuell merkt keiner, wenn sich die boesen Buben beherzt bedienen. Wie dem auch sei, er hats nicht eingesehen und wollte zudem auch noch seinen Handabdruck auf einer Leinwand haben, die wir zu diesem Zwecke aufgestellt hatten. Allerdings immer nur eine Person pro Schulklasse und nicht fuer Rumtreiber wie den. Gekonnt hab ich ihm die Phrase "no spacio" an den Kopf geworfen. Er hat mir aber nur mit dieser arroganten Unverstaendnis im Mopsgesicht geantwortet, was mich schnell auch auf die Palme brachte. Hier stehe ich, 1. Vorsitzender des Debattier Clubs meiner Schule, der schon ohne Weiteres Kommunalpolitiker an die Wand geredet, die Abirede mit etlichen spontan evozierten Applaussequenzen vorgetragen und als Model United Nations Botschafter den Titel "bester Redner" in meinem Komitee erworben hat (ich bin halt ein Narzisst und muss mich deshalb selber loben, ich hab Spass daran! wenns jemandem nicht passt --> Kommentar). Hier stehe ich also und kann einen kleines Adipositas-Opfer nicht davon ueberzeugen, sich endlich zu verduennisieren. Noetig haette er es naemlich! Naja, es waere "no Espacio" (kein Platz) gewesen, aber so viel kann man sich doch denken oder?
Ein Highlight in Concepcion war aber das Mittagessen am zweiten Tag. Nicht, dass es mir jetzt geschmeckt haette! Aber es war einfach ein kulturell aufregendes Spektakel. Es gab Carne Asado - gegrilltes Fleisch. Das lief so ab: Jemand machte ein Feuer und legte einen Grillrost auf zwei Holzbloecke. Dann wurde eine Sperrholzplatte aus einem Holzhaufen gezogen und auf einen Baumstumpf gelegt. Das Fleisch, so richtig schoen triefend vor Fett, wurde dann auf den Grill geschmissen und mit einem Jagdmesser immer wieder gewendet. Als es fertig war, wurde es auf die Sperrholzplatte gelegt und kleingeschnitten. Dann konnte sich jeder bedienen. Dinge wie Teller, Besteck oder gar Servietten gab es dort nicht. Solche Dinge sind fuer "mujeres y maricas" (dt. Frauen und Schwuchteln) wurde mir gesagt. Dafuer wurden beim derben Essen auch ebenso derbe Witze vorgebracht. Zum Beispiel: Mit welcher Angel faengt man Meerjungfrauen? ....na?..ich wusst es auch nich, aber ich hab dann gerafft, dass jeder Mann mit einer ausgestattet ist, als Diego, einer der Helfer, einen unmissverstaendlichen Griff in seinen Schritt einleitete!
Ich war aber heilfroh als ich wieder daheim war. Wir kamen um 8 Uhr abends in Asunción an. Beim Aussteigen aus dem Auto wurde mir dann noch nebenbei mitgeteilt, dass ich morgens bitte um 5 Uhr an der Fundación parat stehen soll. Das hiess um 4 Uhr aufstehen und vor allem hiess es verdammt wenig Schlaf. Am naechsten Morgen hab ich den Wecker unbewusst direkt ingnoriert und bin erst 5 vor 5 aufgewacht. Entsprechend hab ich mir nur eine Flasche Wasser und eine Handvoll Essen von einem Teller, der da irgendwie noch rumstand, gegriffen und bin ab aus dem Haus gerannt. Dummerweise war es immer noch verdammt kalt. Meine Jacke, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte, hatte ich leider in Sao Paulo im Flugzeug vergessen. Zum Glueck hatte mir meine Gastfamilie guetigerweise eine Ersatzjacke gegeben. Die haette mir auch echt geholfen, wenn ich sie nicht bei einem Kumpel nach ner Diskotour im Auto vergessen haette. Die Jacke hab ich heut noch nicht wiederbekommen. Hoffentlich merken die Alten nix! Wie dem auch sei, ich hab mir dann einfach einen grauen Mantel aus dem Schrank von meinem Gastbruder geklaut. Ich sah recht alt damit aus, aber wenigstens musste ich nicht frieren. Das Ding hab ich aber erst nach ein paar Metern down the road angezogen, weil ich mir nicht sicher war, ob die mir den Mantel vielleicht nicht geben wollen, da ich schon einmal eine Jacke verloren hab. Aber fuck them, wenn sie mir nicht helfen wollen. Da helf ich mir doch am besten grad selbst! Ohne Mantel waer ich auch wirklich eingegangen. Als ich dann puenktlich 10 Minuten zu spaet ankam und noch einen Baum bewaessert hatte, gings dann gleich los zu einem Workshop in einem etwas entlegenen Ort namens Yaguaraon. Yaguar ru ist Guaraní fuer "der schlafende Vater aller Hunde", weil ein riesiger Huegel, der wie ein schlafender Hund aussieht in der Naehe steht. Die Busreise dauerte etwa eine Stunde. Man kann sich vorstellen, dass ich nicht unbedingt bester Laune war. Das besserte sich nicht als wir zwanzig Minuten nach Fahrtbeginn erfuhren, dass der Workshop an einer Grundschule doch erst einen Tag spaeter sei. Also fuhren wir wieder zurueck und ich durfte noch mal ein paar Stunden ins Bett. Am naechsten Tag war es dann aber wirklich soweit und wir kamen in einem absoluten Kuhkaff an. Vielleicht betraegt die Einwohnerzahl sogar mehrere Tausend, aber das aendert nichts daran, dass man sich um einige Zeitalter in der Menschheitsgeschichte zurueckversetzt fuehlt. An der Schule angekommen, begruessten uns dann erst einmal die Lehrerinnen. Normalerweise gibt man sich hier immer Kuesschen auf die Backe zur Begruessung. Aber eine der Lehrerinnen sah mich gleich mit strengem Blick an und reichte mir nur widerwillig ihre Hand...na, der Tag fing ja schon mal gut an! Die Kinder waren zum Glueck offener und ham uns gleich herzlich willkommen geheissen. Allerdings haben wir etwa eine Stunde warten muessen bis der Regen aufhoerte, da wir einige Aktivitaeten aus Plaztgruenden draussen ausfuehren mussten. Unsere Aufgabe fuer diesen Workshop war es, den Kindern etwas ueber die Erhaltung der Natur zu erzaehlen und anhand von Praesentationen und Spielen verstaendlich zu machen. Zum Beispiel verkleidete sich die Direktorin als Praesidentin des fiktiven Staates "Wanana" und erklaerte wie schaedlich Industrieabfaelle sind. Die Kids hatten viel Spass und am Schluss fand ich meine Muedigkeit auch nicht mehr ganz so ueberwaeltingend. Dennoch sehnte ich mich nach meinem Bett. Als ich wieder heimkam, war ich vor allem sehr muede, aber auch genervt, weil sich AFS bezueglich meiner Gastfamilie immer noch nicht gemeldet hatte. Dabei sollte ich schon seit einer Woche eine neue Familie haben. Dies lag mir sehr am Herzen, da sich meine bisherige Gastfamilie nicht gerade Muehe gab, mich wie daheim fuehlen zu lassen. Sie waren nie da, sagten mir nie wohin sie gingen, liessen mich alles Essen kaufen, was ich ausserhalb der Mahlzeiten konsumierte (und assen trotzdem von meinen Einkaeufen, teilweise ungeniert vor meiner Nase) und machten mir etliche Vorschriften und gaben sich keine Muehe auf meine Sprachdefizite Ruecksicht zu nehmen. Im Grossen und Ganzen keine Familie, die sich bereit erklaeren sollte, einen Auslaender bei sich aufzunehmen. Niemals wuerde es mir zum Beispiel in den Sinn kommen, meinen Gaesten/Freunden etwas anzubieten und meinem Kind oder Gastkind nicht. Ich fand das Benehmen extrem unreif und absolut unangebracht. So wurde mir zum Beispiel auch nahegelegt nichts zu trinken waehrend ich Suppe esse, da man heisse Speisen und kalte Getraenke nicht zusammen isst. Hallo? Is doch mein Magen, oder? Ich bin 21 und kein Kleinkind. Ich lass mir sowieso von niemandem was vorschreiben, der nicht entweder mein Schatz ist ( :-* ;-)) oder mir einen Gehaltsscheck ausstellt. Ich muss beim Essen trinken oder ich kanns sonst nicht geniessen...und werd entsprechend patzig. Nur dass mich dann niemand versteht, wenn ich versuche, mich zu artikulieren. Jedenfalls waren die wenigen Male, die ich mit meiner Familie zusammen war, eher unerfreulich. Das Ganze aenderte sich dann vorletzten Sonntag. Ich war gerade im Bett und las, mein einziges geistiges Asyl, als ploetzlich drei junge Maedchen und eine mir unbekannte Frau durchs Zimmer liefen. Dazu ist zu sagen, dass ich in einem Durchgangszimmer schlafen muss. Das ist auch so eine Sache, die mich total aergert. Vielleicht redet man auch mal mit mir und sagt mir, dass jemand kommt und vor allem wann und wer. Dann muss ich nich halbnackt im Bett sitzen, wenn vier wildfremde weibliche Personen vorbeikommen. Gut, ich hatte eine Decke drueber, aber es geht einfach ums Prinzip. Jedenfalls waren das Gasttante und Cousinen. Beide Schwestern meiner Gastmutter waren zu Besuch gekommen und jetzt wurde ich ausnahmsweise mal vorgestellt - zum Angeben. So wie eine afrikanische Holzmaske, die man von der letzten Safari mitgebracht hat. Als ich aber mehr ins Gespraech einbezogen wurde, merkte ich, dass man mich verstand. Ich dachte auch immer, dass mein Spanisch sehr unverstaendlich sein muss, weil meine Gastmutter fast nie verstand, was ich ihr sagen wollte. Jetzt weiss ich es besser. Sie ist einfach geistig minderbemittelt. Von dieser Schicksalswendung etwas aufgeheitert, kulminierte das Ganze in der ploetzlichen Aussage meiner Gastmutter, dass ich doch zu ihrer Schwester ziehen koenne, da AFS noch immer keine neue Familie fuer mich hat. Dies schockte mich aus zweierlei Gruenden. Zum einen, weil ich befuerchtete, dass ihre Schwester genauso unertraeglich und unfaehig ist wie sie und zum andern, weil ich keine Lust hatte mir von ihr vorschreiben zu lassen, was ich mache. Ich gab mich dann erst mal unwissend und tat so als haette nur AFS Handhabe darueber und wartete ab. Am naechsten Tag sollten wir dann naemlich bei Betty und Martin, so heissen die beiden potenziellen neuen Gasteltern, ein Sonntagsessen abhalten. Den Weg dorthin begleiteten mich meinen beiden Gasteltern und die andere Schwester sowie ihre kleine verzogene Tochter. Auf der Fahrt stellte ich fest, dass auch die zweite Schwester nicht unbedingt zu den geistig Privelegierten zaehlt.
Als wir endlich ankamen, hat es mich dann aber fast umgehauen. Hinter hohen Mauern mit Elektrozaun, Wachmann und Wachhund blickte ich auf eine traumhafte Villa mitten in einem der aermsten Gebiete der Welt.

Und nach dem Essen wusste ich, jetzt war ich endlich zu Hause angekommen...

Wenn ihr wissen wollt, was mir seitdem so alles passiert ist und wie toll meine neue Familie so ist...schaut euch einfach meinen naechsten Blog an!

und schreibt mal ein Kommentar! Bilder werden folgen!

euer Jan

Monday, September 14, 2009

Blog ab jetzt jede 2. Woche neu!

Hi liebe Leser,

da ich recht viel zu tun hab, gibts erst naechste Woche wieder was von mir zu hoeren!

Geduldet euch, es wird sich lohnen =)

euer Jan

Monday, September 7, 2009

Mehr Kommentare bitte!

Bitte gebt mir alle schoen Feedback und sagt, was ihr denkt!

Einfach auf "comments" unter einem beliebigen Eintrag klicken und ohne Stress eine kleine Nachricht schreiben!


Danke, euer Jan! :-)

Saturday, September 5, 2009

Einen Monat schon ist's her...

Ja, kaum zu glauben, aber wahr. Ganze vier Wochen bin ich nun schon hier. Ich muss zugeben, die Zeit vergeht ganz schoen schnell. Zumindest aus meiner Sicht der Dinge. Aber das ist auch normal, wenn man sich den Abwechslungsreichtum vor Augen haelt mit dem man hier konfrontiert wird.
Wie letzte Woche versprochen, habe ich es auch dieses Mal wieder geschafft, meinen Blog erfolgreich zu updaten. An dieser Stelle also erstmal ein kleines Lob an mich! Des Weiteren bin ich euch noch einige Stories schuldig, von denen ich diesmal einige erzaehlen moechte.
Wie ihr vielleicht schon gehoert habt, hatte ich einige Probleme einen Platz bei “weltwaerts” zu ergattern. Dieses ist das offizielle Programm der Bundesregierung, welches junge Menschen in ferne Laender schickt ohne dass diese dabei etwas bezahlen muessen. Eine sehr schoene Idee, die interkulturelle Verstaendigung ebenso wie den eigenen Lebenslauf foerdert. Jedes Jahr werden auf diese Weise viele deutsche Freiwillige in hilfsbeduerftige Gebiete in die ganze Welt entsandt. Andererseits wird aber auch immer wieder kritisiert, dass der Bund dadurch Geld verschwende, da die Mittel effektiver genutzt werden koennten als sie fuer den Egotrip einiger unausgebildeter Moechtegern-Entwicklungshelfer zu verprassen. Egal, welche Seite man beziehen mag, ich bin auf jeden Fall auf dieser Welle hierher geritten und bin dankbar fuer diese Moeglichkeit.
Anfangs sah es naemlich gar nicht danach aus, als ob ich eine Stelle finden wuerde. Ich hatte mich zwar puenktlich bei AFS beworben, dann aber leider den Termin vergessen. Beim Nachrueckverfahren wurde mir aber gluecklicherweise noch dieser Platz hier zukommen lassen.
Ein Grund warum ich so viele Ablehnungen bekam, war zweifelsohne die Tatsache, dass ich zwar einerseits kein Spanisch sprach andererseits mich aber fuer Projekte in Suedamerika bewarb. Paradox? Keinesfalls! Ich wollte einfach in ein warmes Land und ich wollte Spanisch lernen. Ich will ehrlich sein. Kaum jemand tut all dies nur aus altruistischen Beweggruenden. Dennoch bin ich froh, tatsaechlich etwas bewegen zu koennen.
Um die Dinge ins Rollen zu bringen, bezahlt mir der Bund also einen Sprachkurs an einer lokalen Sprachschule. Gleich am dritten Tag nach meiner Ankunft war’s soweit. Im “Anglo”, dem hiesigen Englischinstitut nahm meine linguistische Karriere eine neue Wendung.
Standardmaessig kam ich als Einziger zu spaet, was mich aber nicht wirklich juckte. Die andern Mitschueler, allesamt juenger als ich und manche sogar bis zu 5 Jahren, sollten ruhig mal wissen, dass einem im gehobenen Alter ein paar Privilegien zustehen. Ernuechternd war dann aber der Unterricht, bei dem ich eigentlich herzlich wenig verstand, da unsere Lehrerin, Profe Gla, kaum Englisch sprach. Wenn sie es doch tat, klang es auch wie Spanisch und war praktisch nicht zu verstehen. So viel zu den Bemuehungen des Bundes einen gescheiten Lehrer einzustellen. Da bin ich doch an dieser Stelle froh keine Steuergelder fuer sowas gezahlt zu haben!
Aber ich will nicht kleinlich sein. "Instant Immersion" ist immer noch der beste Weg eine Sprache zu lernen. Dennoch musste ich feststellen, dass unsere Lehrerin relativ unfaehig ist. Menschlich jedoch klasse. Meist gingen wir was essen oder spazieren, weil sie keine Lust auf Unterricht hatte.
Insgesamt waren wir auch ein sehr ethnisch diverses Voelkchen im Kurs. Zwei Belgierinnen, drei Deutsche, eine Schweizerin, eine Daenin, eine Franzoesin ohne Englischkenntnisse :D und eine Englaenderin, die aber irgendwie nur drei mal da war. Unser Pensum waren 72h, wobei aber nur ich jedes Mal anwesend war. Wer mich aus der Oberstufe kennt, haette spontan vielleicht nicht unbedingt auf mich getippt! An dieser Stelle schoene Gruesse an Christoph Wasem, der bis heute noch keinen Karsten Bier von mir bekommen hat!
Wie dem auch sei, an sich wars eine schoene Zeit dort und eigentlich auch immer so der Hoehepunkt meines Tages, weil ich anfangs ja noch nicht arbeiten war und ich eigentlich nur dort jemanden zum Reden hatte.
Heute hab ich mein Abschlussexamen geschrieben und hab den Kurs jetzt endlich hinter mir. Am Ende fing es doch an, mir ziemlich auf den Sack zu gehen. Nicht zuletzt auf Grund mangelnder paedagogischer Kompetenzen.
Dennoch muss ich sagen, dass ich ihn auch bitter noetig hatte. Ich hatte zwar vorher einen Anfaengerkurs an der TU in Kaiserslautern gemacht, allerdings war das bei weitem nicht genug, um hier “mitreden” zu koennen. Jetzt kann ich zumindest die grundlegendsten Beduerfnisse aeussern.
Mir ist einmal auf dem Heimweg von der Sprachschule ne schoene Metapher eingefallen. Wie jeder weiss ist Sprache mehr als nur eine willkuerlich erzeugte Abfolge von Schallwellen. Sie ist Alltagsgegenstand, kulturhistorisches Indiz und last but not least eine gewaltige Waffe. Wir alle haben schon erfahren, wie sehr Worte verletzen koennen und eben diesen Gedankengang moechte ich nutzen, um meine Entwicklung darzustellen. Anfangs war meine Expertise der Hispanophonie zu vergleichen mit einer blossen arthritis-gebeutelte Faust die gegen den Panzer des Koennens der Einheimischen antritt. Am Ende des Kurses, also jetzt, wuerde ich mein Sprachlevel mit dem eines Jagdmessers vergleichen. Zwar immer noch ziemlich nutzlos gegen eine 50-Tonnen-Kriegsmaschine, aber dennoch toedlich, wenn richtig angewandt…
Aber genug von Mord und Totschlag. Auch hier in Asunciòn gibt es ein heisses Nachtleben, das den Klischees ueber Suedamerika gerecht wird. An unserm zweiten Wochenende in der Stadt waren wir (siehe Bilder) zunaechst auf einer High School Party vom Gastbruder meines Mitzivis Nic. Allein der Weg zur Party war schon sehr interessant. Da ich mal wieder allein zu haus war (keine Ahnung wo meine Gastfamilie immer steckt, aber sie scheinen es nicht fuer noetig zu halten, mich darueber zu informieren) hab ich mir einen Kumpel organisiert, der mich zu Nic fahren sollte. Er ist der Bruder der besten Freundin der Verlobten meines Gastbruders. Wie ihr seht, haengt hier alles irgendwie zusammen. Er hat mich dann mit seinem Bruder abgeholt und haben dann aufm Weg zu Nic noch erzaehlt welche Clubs hier gut sind und wo sie gerne hingehen. Angekommen, bittet Nic uns doch bitte direkt beim Haus zu parken und auf ein Bier mit reinzukommen. Erst hier kapiere ich, dass meine Fahrer mich eigentlich zu einer BBQ-Party bei sich zu hause einladen wollten und jetzt auch wieder nach Hause muessen. Etwas verwirrt lehne ich ab und lass die beiden abduesen. Erst hatte ich Schuldgefuehle, aber dann ist mir eingefallen, dass mir das Ganze eigentlich egal ist und es ja nicht mein Sprit war. Dann bin erst mal auf ein Bier und Abendessen (nochmals Danke an Nics Gasteltern!) eingetreten. Als wir dann spaeter zu acht losfuhren, haben wir schnell gemerkt, dass das zulaessige Gesamtgewicht ueberschritten war. Woran wir das merkten? Nunja, ich glaube selbst in Suedamerika schrabbt das Blech normalerweise nicht ueber den Asphalt. Unser Fahrer sah das Ganze allerdings gelassen, waehrend er beim Fahren gekonnt sein Bier trank und gleichzeitig ein Date am Telefon klarmachte. War ja auch nur das neue Auto seines Vaters und nicht seins. Wie man sieht teilt man meine Philosophie hier nur zu gerne!
Die High School Party war leider nicht so der Burner, auch wenn's Wodka Lemon umsonst gab. Es schmeckte so eklig, dass man sich wunderte, ob die gruene-gelbe Farbe nicht vom Spuelwasser herruehrte und nicht vom Bitter Lemon. Danach fuhren wir zum “El Santo” —> http://www.el/santo.com.py
Die Penner von Tuersteher liessen uns aber nicht rein, weil wir angeblich keine Einladungen hatten. Von der Daenin aus dem Spanischkurs erfuhren wir in den naechsten Tagen, dass sie mit ihren Gastschwestern drin war - ohne Einladungen. Ich denke Tuersteher hier sind oft einfach dieselben Arschloecher wir bei uns daheim. Naja, was will man machen. Dafuer werd ich mein Geld spaeter damit verdienen, andere Leute mit meiner Visage abzuschrecken!
Entsprechend sind wir dann in eine nahegelegene Tanzbar gegangen, die gerade so als Disco durchgehen konnte. “Flores de Asunciòn” hiess der Laden. War ganz nett und auch recht billig. Wir waren allerdings nicht allzu lange da, weil sich gewisse Leute diverse Nahrungsmittel noch mal durch den Kopf gehen liessen. Ich war dann gezwungen ein Taxi per Handy zu rufen, was mir auch gelang. Ich war sehr stolz!
Ob wir dann tatsaechlich auch das Taxi genommen haben, das ich bestellt hatte, weiss ich nicht genau. War mir auch egal. Hauptsache endlich pennen.
Am folgenden Wochenende, meinem Geburtstag, gings dann wieder ab! Freitags war aber erstmal Chillen angesagt. Der Kumpel mit dem Auto wollte mich zwar zu ner Bar einladen und um 11 vorbeikommen, aber als er um halb 2 immer noch nicht da war, weil er auf das Auto seiner Eltern warten musste, hat ich dann auch keinen Bock mehr. Stattdessen hat mich aber der Erik, ein anderer Zivi, der jetzt in Kolumbien sitzt und auch ein sehr korrekter Typ ist, noch angerufen und mir alles Gute zum Geburtstag gewuenscht. Um 2 Uhr nachts rief mich dann noch ein AFS Betreuer, Jorge, aus Bolivien an und mir alles Gute wuenschte. Beide diese Anrufe haben mir sehr gut getan, insbesondere, weil ein Geburtstag ohne Familie und Freunde in der Naehe immer schwer zu verdauen ist. Am naechsten Tag riefen mich aber meine Familie und Freundin an, die mich dann endgueltig wieder nach vorne blicken liessen. Vielen Dank an euch nochmal! Ihr seid echt ne wichtige Stuetze fuer mich in diesen Tagen! Es hat mich einfach auch ein bisschen getroffen, dass mir niemand in meiner Gastfamilie gratuliert hat, obwohl wir in den vorherigen Tagen beim Essen immer ueber meine Plaene fuer meine Feier geredet hatten. Naja, ich sollte vielleicht nicht zu viel erwarten.
Aber umso besser gings mir, als an meinem Geburtstag Nic, Steffi und eine amerikanische Freiwillige aus Alaska, Julia, zu mir heimkamen und sogar noch Wein und ne Geburtstagskarte mitbrachten. Die Karte war voll lustig, weil es eigentlich fuer einen 2-Jaehrigen gedacht war und sie einfach noch eine 1 drangeklebt hatten fuer meinen 21. Geburtstag! Tolle Idee. Meine Gastfamilie war an diesem Abend nicht zu hause. Wo, weiss ich nicht, war mir aber auch recht so! Die brauch ich echt nicht zu meinem Glueck! Nach kurzem Planen entschieden wir uns fuer einen britischen Pub und anschliessend Disko. Nach einer kurzen Taxifahrt und einer kleinen Luege ueber das Alter Julias waren wir alle happy im Pub, wo uns mein paraguayanischer Kumpel spaeter abholte. Der Laden ist echt cool und vor allem auch billig. Fuer weniger als vier Euro hab ich dort nen Kuba Libre und nen geilen Burger erstanden. Klar das wir in der naechsten Woche wieder da waren.
Der Weg zur Disko gestaltete sich allerdings etwas komplizierter als gedacht. Ich musste noch Geld holen und war an insgesamt vier Banken. An keiner hat mir der Automat Geld ausgezahlt, aber an allen wurde mir der von mir eingegebene Betrag vom Konto unwiderruflich abgebucht. Now talk about corruption!
Ich haette vermutlich noch mehr Geld verloren, wenn nicht Julia angefangen haette aus dem Wagen und spaeter dann vor den Wagen zu kotzen. Warum genau sie brechen musste, ist uns unklar, aber auf jeden Fall mussten wir sie und Steffi, die sie nicht allein lassen wollte, zu Nics Haus fahren. Wir drei Jungs uebrig, gingen dann zu einer der angesagtesten Cubs in der Stadt, dem Vulcon! Leider brauchte man weibliche Begleitung um reinzukommen und wir hatten die Maedels leider gerade abgesetzt. Keinen Bock zu warten sind wir dann ins Glam, ein etwas teurer, aber auch sehr cooler Schuppen. Als wir reinkamen, hats mich gleich mal umgehauen. Ein riesiger Danceflor mit erhoehten DJ-Podest, VIP-Bereich, ueberall Couches mit weissem Lederueberzug, riesige Bar und vier Stripperinnen. Da ich aber meine Brille, wie eigentlich immer, nicht aufhatte und auch schon gut einen im Tee hatte, hab ich von letzteren allerdings nicht viel gesehen. Wozu auch, ich hab ja meine suesse Maus daheim! :-*
Auf jeden Fall war der Abend Hammer und wir haben auch auf der Tanzflaeche noch ein paar coole Leute kennen gelernt (siehe Bild), die uns Bier ausgaben und uns total begeistert ueber ihre Heimatstadt erzaehlt haben. Sehr viel haben wir allerdings nicht verstanden und Nic ist leider auch schon um halb 5 abgekackt! Dennoch wars ne coole Aktion.
Eigentlich wollte ich euch jetzt noch was ueber letztes Wochenende und meine Arbeit erzaehlen, aber das ufert dann aus, denke ich! Daher wuerde ich mal sagen, bis naechste Woche, ihr Blog-Junkies!

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...

Alles klar, wie ich sehe seid ihr wieder am Start fuer eine neue Episode aus meinem durchgedrehten Leben im sonnigen Land der Palmen und Moskitos…
Ich moechte an dieser Stelle noch einmal erwaehnen, dass ich von nun an vorhabe, meinen Blog woechentlich FREITAGS upzudaten. Das hat fuer euch den Vorteil, dass ihr immer regelmaessig was zu lesen habt, waehrend ich mich dadurch auch besser auf eine klare Linie der Informationsverarbeitung einlassen kann. Tja, grosse Worte mal sehen, obs auch anhaelt! Es kann uebrigens auch mal vorkommen, dass ich nicht immer puenktlich posten kann, da ich vielleicht auf einer Mission oder so bin. Aber das werdet ihr dann schon erfahren..im Nachhinein!
Also, dann mal weiter im Text. Nachdem ich den ersten Tag und die Reise einigermassen unbeschadet ueberstanden hatte, war es am naechsten Tag Zeit fuer mein Arrival Camp. Naja, war nich so der Hit, besonders weils arschkalt war. Natuerlich hatte man als Deutscher, besonders als maennlicher Vertreter, einen Ruf zu verlieren, falls man diese Tropentypen nicht mit seiner Kaelteunempfindlichkeit beindruckte. Daher trug ich nur einen duennen Pulli und mir war wirklich sehr sehr kalt. Die AFS-Koordinatoren sassen mit Jacken und Schal da, ich versuchte keine Miene zu ziehen…tja, man kann nich alles haben. Dennoch gabs einige interessante Tipps fuer uns. Etwa, wie sich die Leute, besonders die Maenner hier in Paraguay gerne verhalten. Zum Beispiel ist es absoluter Standard bei Bedarf auf die Strasse oder sonstige infrastrukturelle Objekte zu urinieren. Dabei ist es auch nicht unueblich passierenden ”chicas” nachzupfeifen bzw. andere obszoene Geraeusche verlauten zu lassen. Uns wurde gesagt, dass diese Verhaltensweisen zwar nicht zum guten Ton gehoeren, aber generell akzeptiert werden. Ich denke, meine deutsche Mitfreiwillige Steffi weiss einiges darueber zu berichten! Ausserdem wurden uns alle hier typischen Handzeichen beigebracht. Viele davon kennt ihr auch, aber einige waren, zumindest mir, neu. Zum Beispiel macht man die Handbewegung wie beim Starten eines Motorrads, wenn man anmerken moechte, dass man eine bestimmte Person naeher kennenlernen moechte…in der Horizontale! ;-) Auch beliebt ist ein Handschlag bei dem eine Person der anderen mit dem Mittelfinger die Handinnenseite streichelt. Auch das gilt als klare Aufforderung zum Spasshaben. Das naechste auf der Liste waren die ueblichen Regeln und Gebote, die man so zu beachten hat. Keine Drogen, kein Autofahren wegen der Versicherung blabla. Insgesamt ziemlich langweiliger Scheiss, den ich euch jetzt nicht zumuten will. Dann gabs aber noch einen interessanteren Programmpunkt, naemlich das ”Terere”-Trinken. Dies ist ein kalter Aufguss aus einer Yerba Mate Kraeutermischung, das normalerweise aus einem Horn gefertigten Becher (cuerno) mit einem speziellen metallenen Strohhalm (Bombilla) getrunken wird, welcher unten ein Sieb hat, damit die Kraeuter nicht mit hochgesogen werden. Das Kraeuterpulver wird in den Becher gegeben und mit eiskaltem Wasser aufgefuellt. Schmeckt ein bisschen nach Minze und Tabak, insgesamt aber sehr erfrischend. Man sieht wirklich ueberall Leute damit! Der Becher wird traditionell herumgereicht und jeder trinkt mit demselben Strohhalm. Es gibt immer einen designierten Nachfueller, der dafuer sorgt, dass jeder versorgt ist. Es hat etwas von einem Joint, der von einem zum naechsten geht und tatsaechlich hat der Terere eine leicht stimulierende Wirkung. Jedenfalls staerkt dieses Ritual den Zusammenhalt einer Gemeinschaft. Das was eigentlich im Grossen und Ganzen das Camp. Vielleicht sollt ich noch erwaehnen, dass ich jedesmal in den Tueren stecken geblieben bin, weil die zu schmall fuer mich sind. Eigentlich sehr geil, weil das meinem Ego derb Saft gibt. Andererseits derbe stressig, weil ich mich immer quetschen muss. Naja, andere Laender, andere Sitten.
Die folgenden Tage bis zu Beginn der dritten Woche waren eigentlich recht gechillt. Ich hab meine Zeit hauptsaechlich mit Schlafen, Essen und Lesen verbracht - sowohl on- als auch offline. Mittlerweile hab ich das zweite Buch ausgelesen. Hab mir ungefaehr 10 mitgenommen. Wenn ich die fertig hab, werd ich mr wohl mal spanische Literatur einverleiben. Momentan waere das noch etwas absurd… Achja, und natuerlich hab ich mir gleich am dritten Tag ein Fitnessstudio gesucht. Ohne Fitness, ohne mich! :D Der Spruch klingt sehr gay, aber dennoch fehlt mir echt was, wenn ich mich nich irgendwie austoben kann. Ausserdem, Leute tut mir Leid, aber, Fussball ist halt einfach nich mein Ding! Ich brauch den metallischen Sound von Eisen, das auf den Boden prallt und die stickigen Raeume, in der ich bis an meine mentalen und physischen Grenzen gehen kann! Ueberrascht hat mich nur der relative hohe Preis, das manche unserer heimischen Studios sogar noch ueberbietet. Dennoch ist es ein gutes Stueck billiger als mein geliebtes Akti. Ich muss hinzufuegen, dass im Preis Fussball-, Rugby- oder Renntraining mit inbegriffen ist. Ausserdem ist die Unterstuetzung der Trainer top und jeder im Studio scheint miteinander befreundet zu sein - ein grosse maskuline unrasierte Familie in verrobten Klamotten! Ich fuehl mich auf jeden Fall wohl dort. Anfangs hat ich immer Angst allein dorthin zu laufen, weil es hier frueh dunkel ist. Aber es gibt bisher nichts zu befuerchten. Nur einmal wurde ich beinah vom einem Rudel streunender Strassenkoeter bedraengt. Sie sind dann aber an mir vorbeigerannt. War eigentlich ganz lustig, weil sie einen Anfuehrer hatten der vorne lief und staendig gebellt hat. Is wie bei uns Menschen. Der mit der groessten Klappe ist immer der, der sich als Chef aufspielt.
Ausserdem muss ich an dieser Stelle kundtun, dass ich nun endlich mit meiner Arbeit begonnen habe. Als ich letzten Dienstag, den 25.08.09, meinen Job antrat, wurd ich erstmal nem Teil des Teams vorgestellt und hab dann meinen Betreuer kennen gelernt. Der gute Mann heisst Carlos alias “Carlito” und hat zufaellig am selben Tag Geburtstag wie ich. Er war mir gleich sympathisch und hab mich echt ne halbe Stunde oder so mit ihm unterhalten koennen, ohne Woerterbuch. Auf meiner Arbeit spricht eigentlich niemand Englisch. Das war echt n tolles Erfolgserlebnis. Aber anders als n bisschen in einer Rumpelkammer aufgerauemt, haben wir nichts gemacht. Abends hab ich dann von meiner Chefin einen Anruf bekommen, in dem sie mir versuchte zu erklaeren, dass am naechsten Tag ein Workshop zur Rettung eines Vogelschutzgebiets am Rio Paraguay stattfinden werde. Das hab ich natuerlich am Telefon nicht kapiert und erstmal gekonnt mein “sisi” an die Frau gebracht. Ich hab dann aber gemerkt, dass sie mir versucht zu sagen, dass ich morgens statt um halb 9 um halb 7 an der Strasse stehen soll. Dann hab ich doch noch versucht sicherzugehen, dass ich das richtig verstanden hab - mehrmals. Danach sie dann leicht angepisst aufgelegt hatte, hab ich mir, nicht minder veraergert, den wecker auf halb 6 gestellt. Sowas ist mir ja seit Ende der Schulzeit nicht mehr vorgekommen! Wie dem auch sei, ich war puenktlich zehn Minuten zu spaet am Treffpunkt. Schon etwas stolz auf meine suedamerikanischen Sitten, musste ich erkennen, dass ich noch viel zu lernen hatte. Meine Kollegen kamen erst 20 Minuten nach mir, sprich eine halbe Stunde zu spaet. Naja, zum Glueck bin ich ja net extra um halb 6 aufgestanden, ihr Penner!! Entsprechend war ich heute und gestern erst um 9 im Buero - was die koennen… Aber ich komm vom Thema ab. Wir sind also an das Ufer des Flusses hier in Asunciòn gefahren. Auf dem Weg dorthin sind wir durch eine Siedlung gefahren, die aermer war als alles was ich je gesehen habe. Gut, zugegeben, ich bin ein dekandenter Europaer, der ein Jahr in Texas, dem Verschwenderstaat schlechthin, verbracht hat. Klar, dass ich Armut nur aus dem Fernsehen kenne. Und das bisschen, was man so in Kroatien und Prag gesehen hat. Aber das hier ist anders. Huetten, die den Namen eigentlich nicht verdient haben, bestialischer Gestank auf an bestimmten Stellen, ueberall Muell, keine Wasser- oder gar Stromleitungen, keine Abwasserkanaele, dafuer Tiere wohin das Auge blickt - Schweine, Huehner und vor allem Hunde, die die Strassen nach ihrem naechsten Mahl absuchen. Kleine Kinder verschwinden immer wieder hier. Niemand weiss wohin.. Das Auffaelligste war aber die Strasse. Einfach nur eine Dreckpiste mit mehr Schlagloechern als Strasse. Wir waren in einem Jeep unterwegs und trotzdem war es schwer voranzukommen. Ich habe keine Ahnung wie unser Fahrer sich hier zurechtfinden konnte. Durch Schleichwege und Seitenstrassen kamen wir schliesslich am Ufer an, wo andere Organisationen, die mit uns kollaborieren schon bei der Arbeit waren. Kurz darauf waren auch wir in Aktion. Mir wurden Einweghandschuhe und ein Muellbeutel in die Hand gedrueckt und zack war ich mittendrin. Momente wie diese zeigen dir, was der Grund ist, warum der Bund n Haufen Kohle in deinen Arsch blaest. Nicht nur, um den Ruf aufzupolieren - weder meinen noch den Deutschlands. Nein, fernab der Politik gehts hier um den karitativen Dienst, der wirklich was bewegt. Der Fluss hat jahrelang die Ufer mit allem moeglichen und unmoeglichen Dreck belasted und mit jeder Plastiktuete im Muellsack ist etwas getan. In diesem Sinne war diese Art der Arbeit wirklich sehr befriedigend, da man weiss, dass man einen Sinn in diesem grossen Uhrwerk, das sich Entwicklungsdienst nennt, hat und eine Rolle spielt. Auch wenn das hiess alte Windeln und Slipeinlagen aus dem Sand zu ziehen. Es war schoen zu sehen, dass auch ganz viele Kinder und ihre Eltern mithalfen. Alle an einem Strang ziehen, um was zu bewegen. Sowas gibts leider viel zu selten. Nichts zuletzt wegen so verwoehnten Typen wie mir - da mach ich gar keinen Hehl draus. Aber deshalb bin ich auch hier. Einfach um meinen begrenzten Horizont etwas zu erweitern. Insgesamt blieben wir nur zwei Stunden, da uns noch Arbeit im Buero erwaretete. Am naechsten Tag und heute waren wir lediglich am Aufrauemen und Kopieren. Das muss schliesslich auch mal gemacht werden. Auch sehr geil sind die Gespraeche beim Mittagessen in meiner Arbeitsstelle, der Fundaciòn, weil sich die Leute meist dissen und total Spass haben. Ich versteh zwar meistens nich worums geht, aber trotzdem sind alle einfach so herzlich, dass man das auch gar nicht muss. Fuer die naechsten Wochen sind groessere Projekte geplant, von denen ich euch dann zu gegebener Zeit berichten werde! Freitags, wie immer!
Wichtig sind auch noch mein Spanischkurs hier und ganz besonders das Nachtleben! Wenn ihr ahnen koenntet, wie es hier abgeht…aber dazu mehr naechste Woche! ;-)

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