Saturday, September 5, 2009

Einen Monat schon ist's her...

Ja, kaum zu glauben, aber wahr. Ganze vier Wochen bin ich nun schon hier. Ich muss zugeben, die Zeit vergeht ganz schoen schnell. Zumindest aus meiner Sicht der Dinge. Aber das ist auch normal, wenn man sich den Abwechslungsreichtum vor Augen haelt mit dem man hier konfrontiert wird.
Wie letzte Woche versprochen, habe ich es auch dieses Mal wieder geschafft, meinen Blog erfolgreich zu updaten. An dieser Stelle also erstmal ein kleines Lob an mich! Des Weiteren bin ich euch noch einige Stories schuldig, von denen ich diesmal einige erzaehlen moechte.
Wie ihr vielleicht schon gehoert habt, hatte ich einige Probleme einen Platz bei “weltwaerts” zu ergattern. Dieses ist das offizielle Programm der Bundesregierung, welches junge Menschen in ferne Laender schickt ohne dass diese dabei etwas bezahlen muessen. Eine sehr schoene Idee, die interkulturelle Verstaendigung ebenso wie den eigenen Lebenslauf foerdert. Jedes Jahr werden auf diese Weise viele deutsche Freiwillige in hilfsbeduerftige Gebiete in die ganze Welt entsandt. Andererseits wird aber auch immer wieder kritisiert, dass der Bund dadurch Geld verschwende, da die Mittel effektiver genutzt werden koennten als sie fuer den Egotrip einiger unausgebildeter Moechtegern-Entwicklungshelfer zu verprassen. Egal, welche Seite man beziehen mag, ich bin auf jeden Fall auf dieser Welle hierher geritten und bin dankbar fuer diese Moeglichkeit.
Anfangs sah es naemlich gar nicht danach aus, als ob ich eine Stelle finden wuerde. Ich hatte mich zwar puenktlich bei AFS beworben, dann aber leider den Termin vergessen. Beim Nachrueckverfahren wurde mir aber gluecklicherweise noch dieser Platz hier zukommen lassen.
Ein Grund warum ich so viele Ablehnungen bekam, war zweifelsohne die Tatsache, dass ich zwar einerseits kein Spanisch sprach andererseits mich aber fuer Projekte in Suedamerika bewarb. Paradox? Keinesfalls! Ich wollte einfach in ein warmes Land und ich wollte Spanisch lernen. Ich will ehrlich sein. Kaum jemand tut all dies nur aus altruistischen Beweggruenden. Dennoch bin ich froh, tatsaechlich etwas bewegen zu koennen.
Um die Dinge ins Rollen zu bringen, bezahlt mir der Bund also einen Sprachkurs an einer lokalen Sprachschule. Gleich am dritten Tag nach meiner Ankunft war’s soweit. Im “Anglo”, dem hiesigen Englischinstitut nahm meine linguistische Karriere eine neue Wendung.
Standardmaessig kam ich als Einziger zu spaet, was mich aber nicht wirklich juckte. Die andern Mitschueler, allesamt juenger als ich und manche sogar bis zu 5 Jahren, sollten ruhig mal wissen, dass einem im gehobenen Alter ein paar Privilegien zustehen. Ernuechternd war dann aber der Unterricht, bei dem ich eigentlich herzlich wenig verstand, da unsere Lehrerin, Profe Gla, kaum Englisch sprach. Wenn sie es doch tat, klang es auch wie Spanisch und war praktisch nicht zu verstehen. So viel zu den Bemuehungen des Bundes einen gescheiten Lehrer einzustellen. Da bin ich doch an dieser Stelle froh keine Steuergelder fuer sowas gezahlt zu haben!
Aber ich will nicht kleinlich sein. "Instant Immersion" ist immer noch der beste Weg eine Sprache zu lernen. Dennoch musste ich feststellen, dass unsere Lehrerin relativ unfaehig ist. Menschlich jedoch klasse. Meist gingen wir was essen oder spazieren, weil sie keine Lust auf Unterricht hatte.
Insgesamt waren wir auch ein sehr ethnisch diverses Voelkchen im Kurs. Zwei Belgierinnen, drei Deutsche, eine Schweizerin, eine Daenin, eine Franzoesin ohne Englischkenntnisse :D und eine Englaenderin, die aber irgendwie nur drei mal da war. Unser Pensum waren 72h, wobei aber nur ich jedes Mal anwesend war. Wer mich aus der Oberstufe kennt, haette spontan vielleicht nicht unbedingt auf mich getippt! An dieser Stelle schoene Gruesse an Christoph Wasem, der bis heute noch keinen Karsten Bier von mir bekommen hat!
Wie dem auch sei, an sich wars eine schoene Zeit dort und eigentlich auch immer so der Hoehepunkt meines Tages, weil ich anfangs ja noch nicht arbeiten war und ich eigentlich nur dort jemanden zum Reden hatte.
Heute hab ich mein Abschlussexamen geschrieben und hab den Kurs jetzt endlich hinter mir. Am Ende fing es doch an, mir ziemlich auf den Sack zu gehen. Nicht zuletzt auf Grund mangelnder paedagogischer Kompetenzen.
Dennoch muss ich sagen, dass ich ihn auch bitter noetig hatte. Ich hatte zwar vorher einen Anfaengerkurs an der TU in Kaiserslautern gemacht, allerdings war das bei weitem nicht genug, um hier “mitreden” zu koennen. Jetzt kann ich zumindest die grundlegendsten Beduerfnisse aeussern.
Mir ist einmal auf dem Heimweg von der Sprachschule ne schoene Metapher eingefallen. Wie jeder weiss ist Sprache mehr als nur eine willkuerlich erzeugte Abfolge von Schallwellen. Sie ist Alltagsgegenstand, kulturhistorisches Indiz und last but not least eine gewaltige Waffe. Wir alle haben schon erfahren, wie sehr Worte verletzen koennen und eben diesen Gedankengang moechte ich nutzen, um meine Entwicklung darzustellen. Anfangs war meine Expertise der Hispanophonie zu vergleichen mit einer blossen arthritis-gebeutelte Faust die gegen den Panzer des Koennens der Einheimischen antritt. Am Ende des Kurses, also jetzt, wuerde ich mein Sprachlevel mit dem eines Jagdmessers vergleichen. Zwar immer noch ziemlich nutzlos gegen eine 50-Tonnen-Kriegsmaschine, aber dennoch toedlich, wenn richtig angewandt…
Aber genug von Mord und Totschlag. Auch hier in Asunciòn gibt es ein heisses Nachtleben, das den Klischees ueber Suedamerika gerecht wird. An unserm zweiten Wochenende in der Stadt waren wir (siehe Bilder) zunaechst auf einer High School Party vom Gastbruder meines Mitzivis Nic. Allein der Weg zur Party war schon sehr interessant. Da ich mal wieder allein zu haus war (keine Ahnung wo meine Gastfamilie immer steckt, aber sie scheinen es nicht fuer noetig zu halten, mich darueber zu informieren) hab ich mir einen Kumpel organisiert, der mich zu Nic fahren sollte. Er ist der Bruder der besten Freundin der Verlobten meines Gastbruders. Wie ihr seht, haengt hier alles irgendwie zusammen. Er hat mich dann mit seinem Bruder abgeholt und haben dann aufm Weg zu Nic noch erzaehlt welche Clubs hier gut sind und wo sie gerne hingehen. Angekommen, bittet Nic uns doch bitte direkt beim Haus zu parken und auf ein Bier mit reinzukommen. Erst hier kapiere ich, dass meine Fahrer mich eigentlich zu einer BBQ-Party bei sich zu hause einladen wollten und jetzt auch wieder nach Hause muessen. Etwas verwirrt lehne ich ab und lass die beiden abduesen. Erst hatte ich Schuldgefuehle, aber dann ist mir eingefallen, dass mir das Ganze eigentlich egal ist und es ja nicht mein Sprit war. Dann bin erst mal auf ein Bier und Abendessen (nochmals Danke an Nics Gasteltern!) eingetreten. Als wir dann spaeter zu acht losfuhren, haben wir schnell gemerkt, dass das zulaessige Gesamtgewicht ueberschritten war. Woran wir das merkten? Nunja, ich glaube selbst in Suedamerika schrabbt das Blech normalerweise nicht ueber den Asphalt. Unser Fahrer sah das Ganze allerdings gelassen, waehrend er beim Fahren gekonnt sein Bier trank und gleichzeitig ein Date am Telefon klarmachte. War ja auch nur das neue Auto seines Vaters und nicht seins. Wie man sieht teilt man meine Philosophie hier nur zu gerne!
Die High School Party war leider nicht so der Burner, auch wenn's Wodka Lemon umsonst gab. Es schmeckte so eklig, dass man sich wunderte, ob die gruene-gelbe Farbe nicht vom Spuelwasser herruehrte und nicht vom Bitter Lemon. Danach fuhren wir zum “El Santo” —> http://www.el/santo.com.py
Die Penner von Tuersteher liessen uns aber nicht rein, weil wir angeblich keine Einladungen hatten. Von der Daenin aus dem Spanischkurs erfuhren wir in den naechsten Tagen, dass sie mit ihren Gastschwestern drin war - ohne Einladungen. Ich denke Tuersteher hier sind oft einfach dieselben Arschloecher wir bei uns daheim. Naja, was will man machen. Dafuer werd ich mein Geld spaeter damit verdienen, andere Leute mit meiner Visage abzuschrecken!
Entsprechend sind wir dann in eine nahegelegene Tanzbar gegangen, die gerade so als Disco durchgehen konnte. “Flores de Asunciòn” hiess der Laden. War ganz nett und auch recht billig. Wir waren allerdings nicht allzu lange da, weil sich gewisse Leute diverse Nahrungsmittel noch mal durch den Kopf gehen liessen. Ich war dann gezwungen ein Taxi per Handy zu rufen, was mir auch gelang. Ich war sehr stolz!
Ob wir dann tatsaechlich auch das Taxi genommen haben, das ich bestellt hatte, weiss ich nicht genau. War mir auch egal. Hauptsache endlich pennen.
Am folgenden Wochenende, meinem Geburtstag, gings dann wieder ab! Freitags war aber erstmal Chillen angesagt. Der Kumpel mit dem Auto wollte mich zwar zu ner Bar einladen und um 11 vorbeikommen, aber als er um halb 2 immer noch nicht da war, weil er auf das Auto seiner Eltern warten musste, hat ich dann auch keinen Bock mehr. Stattdessen hat mich aber der Erik, ein anderer Zivi, der jetzt in Kolumbien sitzt und auch ein sehr korrekter Typ ist, noch angerufen und mir alles Gute zum Geburtstag gewuenscht. Um 2 Uhr nachts rief mich dann noch ein AFS Betreuer, Jorge, aus Bolivien an und mir alles Gute wuenschte. Beide diese Anrufe haben mir sehr gut getan, insbesondere, weil ein Geburtstag ohne Familie und Freunde in der Naehe immer schwer zu verdauen ist. Am naechsten Tag riefen mich aber meine Familie und Freundin an, die mich dann endgueltig wieder nach vorne blicken liessen. Vielen Dank an euch nochmal! Ihr seid echt ne wichtige Stuetze fuer mich in diesen Tagen! Es hat mich einfach auch ein bisschen getroffen, dass mir niemand in meiner Gastfamilie gratuliert hat, obwohl wir in den vorherigen Tagen beim Essen immer ueber meine Plaene fuer meine Feier geredet hatten. Naja, ich sollte vielleicht nicht zu viel erwarten.
Aber umso besser gings mir, als an meinem Geburtstag Nic, Steffi und eine amerikanische Freiwillige aus Alaska, Julia, zu mir heimkamen und sogar noch Wein und ne Geburtstagskarte mitbrachten. Die Karte war voll lustig, weil es eigentlich fuer einen 2-Jaehrigen gedacht war und sie einfach noch eine 1 drangeklebt hatten fuer meinen 21. Geburtstag! Tolle Idee. Meine Gastfamilie war an diesem Abend nicht zu hause. Wo, weiss ich nicht, war mir aber auch recht so! Die brauch ich echt nicht zu meinem Glueck! Nach kurzem Planen entschieden wir uns fuer einen britischen Pub und anschliessend Disko. Nach einer kurzen Taxifahrt und einer kleinen Luege ueber das Alter Julias waren wir alle happy im Pub, wo uns mein paraguayanischer Kumpel spaeter abholte. Der Laden ist echt cool und vor allem auch billig. Fuer weniger als vier Euro hab ich dort nen Kuba Libre und nen geilen Burger erstanden. Klar das wir in der naechsten Woche wieder da waren.
Der Weg zur Disko gestaltete sich allerdings etwas komplizierter als gedacht. Ich musste noch Geld holen und war an insgesamt vier Banken. An keiner hat mir der Automat Geld ausgezahlt, aber an allen wurde mir der von mir eingegebene Betrag vom Konto unwiderruflich abgebucht. Now talk about corruption!
Ich haette vermutlich noch mehr Geld verloren, wenn nicht Julia angefangen haette aus dem Wagen und spaeter dann vor den Wagen zu kotzen. Warum genau sie brechen musste, ist uns unklar, aber auf jeden Fall mussten wir sie und Steffi, die sie nicht allein lassen wollte, zu Nics Haus fahren. Wir drei Jungs uebrig, gingen dann zu einer der angesagtesten Cubs in der Stadt, dem Vulcon! Leider brauchte man weibliche Begleitung um reinzukommen und wir hatten die Maedels leider gerade abgesetzt. Keinen Bock zu warten sind wir dann ins Glam, ein etwas teurer, aber auch sehr cooler Schuppen. Als wir reinkamen, hats mich gleich mal umgehauen. Ein riesiger Danceflor mit erhoehten DJ-Podest, VIP-Bereich, ueberall Couches mit weissem Lederueberzug, riesige Bar und vier Stripperinnen. Da ich aber meine Brille, wie eigentlich immer, nicht aufhatte und auch schon gut einen im Tee hatte, hab ich von letzteren allerdings nicht viel gesehen. Wozu auch, ich hab ja meine suesse Maus daheim! :-*
Auf jeden Fall war der Abend Hammer und wir haben auch auf der Tanzflaeche noch ein paar coole Leute kennen gelernt (siehe Bild), die uns Bier ausgaben und uns total begeistert ueber ihre Heimatstadt erzaehlt haben. Sehr viel haben wir allerdings nicht verstanden und Nic ist leider auch schon um halb 5 abgekackt! Dennoch wars ne coole Aktion.
Eigentlich wollte ich euch jetzt noch was ueber letztes Wochenende und meine Arbeit erzaehlen, aber das ufert dann aus, denke ich! Daher wuerde ich mal sagen, bis naechste Woche, ihr Blog-Junkies!

1 comment:

  1. Wieder toll geschrieben, sind ja interessante Erlebnisse die du da (durch)machst!!! =)

    ReplyDelete

About Me