Saturday, September 5, 2009

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...

Alles klar, wie ich sehe seid ihr wieder am Start fuer eine neue Episode aus meinem durchgedrehten Leben im sonnigen Land der Palmen und Moskitos…
Ich moechte an dieser Stelle noch einmal erwaehnen, dass ich von nun an vorhabe, meinen Blog woechentlich FREITAGS upzudaten. Das hat fuer euch den Vorteil, dass ihr immer regelmaessig was zu lesen habt, waehrend ich mich dadurch auch besser auf eine klare Linie der Informationsverarbeitung einlassen kann. Tja, grosse Worte mal sehen, obs auch anhaelt! Es kann uebrigens auch mal vorkommen, dass ich nicht immer puenktlich posten kann, da ich vielleicht auf einer Mission oder so bin. Aber das werdet ihr dann schon erfahren..im Nachhinein!
Also, dann mal weiter im Text. Nachdem ich den ersten Tag und die Reise einigermassen unbeschadet ueberstanden hatte, war es am naechsten Tag Zeit fuer mein Arrival Camp. Naja, war nich so der Hit, besonders weils arschkalt war. Natuerlich hatte man als Deutscher, besonders als maennlicher Vertreter, einen Ruf zu verlieren, falls man diese Tropentypen nicht mit seiner Kaelteunempfindlichkeit beindruckte. Daher trug ich nur einen duennen Pulli und mir war wirklich sehr sehr kalt. Die AFS-Koordinatoren sassen mit Jacken und Schal da, ich versuchte keine Miene zu ziehen…tja, man kann nich alles haben. Dennoch gabs einige interessante Tipps fuer uns. Etwa, wie sich die Leute, besonders die Maenner hier in Paraguay gerne verhalten. Zum Beispiel ist es absoluter Standard bei Bedarf auf die Strasse oder sonstige infrastrukturelle Objekte zu urinieren. Dabei ist es auch nicht unueblich passierenden ”chicas” nachzupfeifen bzw. andere obszoene Geraeusche verlauten zu lassen. Uns wurde gesagt, dass diese Verhaltensweisen zwar nicht zum guten Ton gehoeren, aber generell akzeptiert werden. Ich denke, meine deutsche Mitfreiwillige Steffi weiss einiges darueber zu berichten! Ausserdem wurden uns alle hier typischen Handzeichen beigebracht. Viele davon kennt ihr auch, aber einige waren, zumindest mir, neu. Zum Beispiel macht man die Handbewegung wie beim Starten eines Motorrads, wenn man anmerken moechte, dass man eine bestimmte Person naeher kennenlernen moechte…in der Horizontale! ;-) Auch beliebt ist ein Handschlag bei dem eine Person der anderen mit dem Mittelfinger die Handinnenseite streichelt. Auch das gilt als klare Aufforderung zum Spasshaben. Das naechste auf der Liste waren die ueblichen Regeln und Gebote, die man so zu beachten hat. Keine Drogen, kein Autofahren wegen der Versicherung blabla. Insgesamt ziemlich langweiliger Scheiss, den ich euch jetzt nicht zumuten will. Dann gabs aber noch einen interessanteren Programmpunkt, naemlich das ”Terere”-Trinken. Dies ist ein kalter Aufguss aus einer Yerba Mate Kraeutermischung, das normalerweise aus einem Horn gefertigten Becher (cuerno) mit einem speziellen metallenen Strohhalm (Bombilla) getrunken wird, welcher unten ein Sieb hat, damit die Kraeuter nicht mit hochgesogen werden. Das Kraeuterpulver wird in den Becher gegeben und mit eiskaltem Wasser aufgefuellt. Schmeckt ein bisschen nach Minze und Tabak, insgesamt aber sehr erfrischend. Man sieht wirklich ueberall Leute damit! Der Becher wird traditionell herumgereicht und jeder trinkt mit demselben Strohhalm. Es gibt immer einen designierten Nachfueller, der dafuer sorgt, dass jeder versorgt ist. Es hat etwas von einem Joint, der von einem zum naechsten geht und tatsaechlich hat der Terere eine leicht stimulierende Wirkung. Jedenfalls staerkt dieses Ritual den Zusammenhalt einer Gemeinschaft. Das was eigentlich im Grossen und Ganzen das Camp. Vielleicht sollt ich noch erwaehnen, dass ich jedesmal in den Tueren stecken geblieben bin, weil die zu schmall fuer mich sind. Eigentlich sehr geil, weil das meinem Ego derb Saft gibt. Andererseits derbe stressig, weil ich mich immer quetschen muss. Naja, andere Laender, andere Sitten.
Die folgenden Tage bis zu Beginn der dritten Woche waren eigentlich recht gechillt. Ich hab meine Zeit hauptsaechlich mit Schlafen, Essen und Lesen verbracht - sowohl on- als auch offline. Mittlerweile hab ich das zweite Buch ausgelesen. Hab mir ungefaehr 10 mitgenommen. Wenn ich die fertig hab, werd ich mr wohl mal spanische Literatur einverleiben. Momentan waere das noch etwas absurd… Achja, und natuerlich hab ich mir gleich am dritten Tag ein Fitnessstudio gesucht. Ohne Fitness, ohne mich! :D Der Spruch klingt sehr gay, aber dennoch fehlt mir echt was, wenn ich mich nich irgendwie austoben kann. Ausserdem, Leute tut mir Leid, aber, Fussball ist halt einfach nich mein Ding! Ich brauch den metallischen Sound von Eisen, das auf den Boden prallt und die stickigen Raeume, in der ich bis an meine mentalen und physischen Grenzen gehen kann! Ueberrascht hat mich nur der relative hohe Preis, das manche unserer heimischen Studios sogar noch ueberbietet. Dennoch ist es ein gutes Stueck billiger als mein geliebtes Akti. Ich muss hinzufuegen, dass im Preis Fussball-, Rugby- oder Renntraining mit inbegriffen ist. Ausserdem ist die Unterstuetzung der Trainer top und jeder im Studio scheint miteinander befreundet zu sein - ein grosse maskuline unrasierte Familie in verrobten Klamotten! Ich fuehl mich auf jeden Fall wohl dort. Anfangs hat ich immer Angst allein dorthin zu laufen, weil es hier frueh dunkel ist. Aber es gibt bisher nichts zu befuerchten. Nur einmal wurde ich beinah vom einem Rudel streunender Strassenkoeter bedraengt. Sie sind dann aber an mir vorbeigerannt. War eigentlich ganz lustig, weil sie einen Anfuehrer hatten der vorne lief und staendig gebellt hat. Is wie bei uns Menschen. Der mit der groessten Klappe ist immer der, der sich als Chef aufspielt.
Ausserdem muss ich an dieser Stelle kundtun, dass ich nun endlich mit meiner Arbeit begonnen habe. Als ich letzten Dienstag, den 25.08.09, meinen Job antrat, wurd ich erstmal nem Teil des Teams vorgestellt und hab dann meinen Betreuer kennen gelernt. Der gute Mann heisst Carlos alias “Carlito” und hat zufaellig am selben Tag Geburtstag wie ich. Er war mir gleich sympathisch und hab mich echt ne halbe Stunde oder so mit ihm unterhalten koennen, ohne Woerterbuch. Auf meiner Arbeit spricht eigentlich niemand Englisch. Das war echt n tolles Erfolgserlebnis. Aber anders als n bisschen in einer Rumpelkammer aufgerauemt, haben wir nichts gemacht. Abends hab ich dann von meiner Chefin einen Anruf bekommen, in dem sie mir versuchte zu erklaeren, dass am naechsten Tag ein Workshop zur Rettung eines Vogelschutzgebiets am Rio Paraguay stattfinden werde. Das hab ich natuerlich am Telefon nicht kapiert und erstmal gekonnt mein “sisi” an die Frau gebracht. Ich hab dann aber gemerkt, dass sie mir versucht zu sagen, dass ich morgens statt um halb 9 um halb 7 an der Strasse stehen soll. Dann hab ich doch noch versucht sicherzugehen, dass ich das richtig verstanden hab - mehrmals. Danach sie dann leicht angepisst aufgelegt hatte, hab ich mir, nicht minder veraergert, den wecker auf halb 6 gestellt. Sowas ist mir ja seit Ende der Schulzeit nicht mehr vorgekommen! Wie dem auch sei, ich war puenktlich zehn Minuten zu spaet am Treffpunkt. Schon etwas stolz auf meine suedamerikanischen Sitten, musste ich erkennen, dass ich noch viel zu lernen hatte. Meine Kollegen kamen erst 20 Minuten nach mir, sprich eine halbe Stunde zu spaet. Naja, zum Glueck bin ich ja net extra um halb 6 aufgestanden, ihr Penner!! Entsprechend war ich heute und gestern erst um 9 im Buero - was die koennen… Aber ich komm vom Thema ab. Wir sind also an das Ufer des Flusses hier in Asunciòn gefahren. Auf dem Weg dorthin sind wir durch eine Siedlung gefahren, die aermer war als alles was ich je gesehen habe. Gut, zugegeben, ich bin ein dekandenter Europaer, der ein Jahr in Texas, dem Verschwenderstaat schlechthin, verbracht hat. Klar, dass ich Armut nur aus dem Fernsehen kenne. Und das bisschen, was man so in Kroatien und Prag gesehen hat. Aber das hier ist anders. Huetten, die den Namen eigentlich nicht verdient haben, bestialischer Gestank auf an bestimmten Stellen, ueberall Muell, keine Wasser- oder gar Stromleitungen, keine Abwasserkanaele, dafuer Tiere wohin das Auge blickt - Schweine, Huehner und vor allem Hunde, die die Strassen nach ihrem naechsten Mahl absuchen. Kleine Kinder verschwinden immer wieder hier. Niemand weiss wohin.. Das Auffaelligste war aber die Strasse. Einfach nur eine Dreckpiste mit mehr Schlagloechern als Strasse. Wir waren in einem Jeep unterwegs und trotzdem war es schwer voranzukommen. Ich habe keine Ahnung wie unser Fahrer sich hier zurechtfinden konnte. Durch Schleichwege und Seitenstrassen kamen wir schliesslich am Ufer an, wo andere Organisationen, die mit uns kollaborieren schon bei der Arbeit waren. Kurz darauf waren auch wir in Aktion. Mir wurden Einweghandschuhe und ein Muellbeutel in die Hand gedrueckt und zack war ich mittendrin. Momente wie diese zeigen dir, was der Grund ist, warum der Bund n Haufen Kohle in deinen Arsch blaest. Nicht nur, um den Ruf aufzupolieren - weder meinen noch den Deutschlands. Nein, fernab der Politik gehts hier um den karitativen Dienst, der wirklich was bewegt. Der Fluss hat jahrelang die Ufer mit allem moeglichen und unmoeglichen Dreck belasted und mit jeder Plastiktuete im Muellsack ist etwas getan. In diesem Sinne war diese Art der Arbeit wirklich sehr befriedigend, da man weiss, dass man einen Sinn in diesem grossen Uhrwerk, das sich Entwicklungsdienst nennt, hat und eine Rolle spielt. Auch wenn das hiess alte Windeln und Slipeinlagen aus dem Sand zu ziehen. Es war schoen zu sehen, dass auch ganz viele Kinder und ihre Eltern mithalfen. Alle an einem Strang ziehen, um was zu bewegen. Sowas gibts leider viel zu selten. Nichts zuletzt wegen so verwoehnten Typen wie mir - da mach ich gar keinen Hehl draus. Aber deshalb bin ich auch hier. Einfach um meinen begrenzten Horizont etwas zu erweitern. Insgesamt blieben wir nur zwei Stunden, da uns noch Arbeit im Buero erwaretete. Am naechsten Tag und heute waren wir lediglich am Aufrauemen und Kopieren. Das muss schliesslich auch mal gemacht werden. Auch sehr geil sind die Gespraeche beim Mittagessen in meiner Arbeitsstelle, der Fundaciòn, weil sich die Leute meist dissen und total Spass haben. Ich versteh zwar meistens nich worums geht, aber trotzdem sind alle einfach so herzlich, dass man das auch gar nicht muss. Fuer die naechsten Wochen sind groessere Projekte geplant, von denen ich euch dann zu gegebener Zeit berichten werde! Freitags, wie immer!
Wichtig sind auch noch mein Spanischkurs hier und ganz besonders das Nachtleben! Wenn ihr ahnen koenntet, wie es hier abgeht…aber dazu mehr naechste Woche! ;-)

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