Saturday, October 30, 2010

Unverfälscht und rein!

Nach nunmehr längerer Pause stelle ich euch den von der Presse unberührten Originaltext meines Artikels ins Netz, damit ihr sehen könnt, was ich euch eigentlich mitteilen wollte. Auch ist diese Art der Präsentation möglicherweise zugänglicher als der doch etwas umständliche Zeitungsartikel.

Ohne lange Vorrede, weise ich an dieser Stelle nur noch einmal darauf hin, dass ich vermutlich noch einen weiteren Artikel hochladen werde, der allerdings noch nicht publiziert wurde. Um meine PR-Agenten nicht unnötig zu verärgern, warte ich aber noch ein wenig damit, auch wenn das heißt euch noch etwas auf die Folter spannen zu müssen.

In diesem Sinne,

euch nur das Beste! Jan

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Zwischen Himmel und Hölle – Ein Jahr Freiwilligendienst in Paraguay

Feierabend. Ein kleiner Bus, 50 Passagiere. Alles schwitzt, seufzt und wartet sehnlichst auf eine kühle Dusche, die bei den knapp 40 Grad im Schatten auch bitter nötig ist. Und mitten drin ein junger Deutscher, den es aus lauter Abenteuerlust in die Ferne verschlagen hat. Wir befinden uns im südamerikanischen Paraguay, genauer gesagt in der Hauptstadt Asunción, wo ich im Rahmen eines „Anderen Dienstes im Ausland“ (AdiA) ein Jahr lang für eine non-profit Organisation arbeitete.

Hergekommen bin ich durch das von der Bundesregierung gesponserte Programm „weltwärts“, das jungen Erwachsenen ermöglicht, ohne finanzielle Selbstbeteiligung einen AdiA oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einem sozialen Projekt eines anderen Landes zu arbeiten. Man bewirbt sich dafür bei einer der zahlreichen Entsendeorganisationen, die Partnerprojekte vermitteln und einem meist auch das gesamte Jahr betreuend zur Seite stehen. Ich bekam im Frühling 2009 durch den American Field Service (AFS) schließlich einen Platz in Paraguay zugeteilt, den ich dankend annahm.

Seit kurzem bin ich nun wieder zuhause in Deutschland angekommen und kann auf zwölf Monate voll spannender, trauriger und auch verrückter Erlebnisse zurückblicken.
Anfangs hatte ich noch einige Startschwierigkeiten, da ich keinerlei Spanisch sprach und die Bevölkerung dort zum allergrößten Teil kein Englisch versteht. Deshalb verging in den ersten Wochen kaum ein Tag, an dem ich nicht mit meinem dicken PONS-Wörterbuch durch die Straßen marschierte und oft erst lange blättern musste, bis ich auf alltägliche Fragen antworten konnte. Glücklicherweise war ein 4-wöchiger Sprachkurs verpflichtender Teil des Programms, wo anderen Freiwilligen und Austauschschülern aus ganz Europa und mir in Kleingruppen die Weltsprache näher gebracht wurde. AFS organisiert im Weiteren auch stets zwei Vorbereitungscamps in Deutschland, drei Orientierungscamps im Gastland sowie zwei Nachbereitungen im Heimatland. Ferner werden für uns Gastfamilien gesucht, interviewt und ausgewählt, sodass ein möglichst effektives Eintauchen in die neue Kultur gewährleistet wird.

Auch die an die Sitten musste ich mich zunächst einmal erst gewöhnen. Öffentliches Urinieren oder Spucken gehört zwar auch dort nicht unbedingt zum guten Ton, ist aber etwas ganz Normales, über das sich niemand aufregt. Generell sind die Paraguayer auch sehr neugierig, besonders bei hellhäutigen Ausländern. So kommt es oft vor, dass man auf der Straße angesprochen oder einem beim Vorbeigehen nachgepfiffen wird. Dennoch ist die Herzlichkeit der Leute dort einzigartig, ebenso wie die fast ganzjährig hohen Temperaturen. Egal wie arm jemand ist, es fehlt trotzdem nie an einem Lächeln oder einer Einladung zum Essen. Man kann im Grunde die Straße einer Wohnsiedlung entlanglaufen und sich einfach zu einer Runde dazusetzen und bekommt höchstwahrscheinlich auch noch etwas zu essen und trinken serviert. Die Gastfreundlichkeit hat mich tief beeindruckt und fehlt mir mittlerweile auch sehr, da gerade die Deutschen ja als eher rationalistisch und eigenbrötlerisch gelten. So wäre es hier bei uns nahezu undenkbar mit einem Fremden, der uneingeladen auftaucht auch noch das Steak und Bier zu teilen.
Wo wie schon beim Essen sind – das ist erstaunlicherweise gar nicht mal so unterschiedlich von der deutschen Küche. Wen wunderts, bei all den deutschen Mennoniten, die vor allem im Norden des Landes ihre Siedlungen haben und schon viel für den wirtschaftlichen Aufschwung getan haben. Es werden vor allem herzhafte Nahrungsmittel wie Reis, Nudeln, Rindfleisch und Maniok, eine der Kartoffel sehr ähnliche Knollenfrucht, verzehrt. Generell sind die Speisen sehr fettig und kalorienreich. Auf gesunde Ernährung wird wenig Rücksicht genommen, was aber oft auch an einem Mangel an Aufklärung und Geld liegt. Woran keinen Mangel bestand, war die Begeisterung bei der Fußball-WM. Noch nie zuvor war die Nationalelf Paraguays, auch „Albirroja“ (die Weißroten) bis ins Viertelfinale durchgedrungen. Aber auch ohne derartige Leistungen waren die Herzen aller Einwohner bei ihren kickenden Landsleuten. Patriotismus wird hier sehr großgeschrieben und so kam es, dass viele Spiele mit wild gestikulierten Gebärden und Flüchen angeschaut wurden, meist auch in größeren Gruppen, da es sich so ja auch besser feiert. Neben dem Einzug in die cuartos war aber vor allem das Ausscheiden des Erzrivalen Argentiniens das absolute Highlight für jeden mit auch nur einem Fünkchen Nationalstolz.
Was die allgemeine Sicherheit anbelangt, kann man sagen, dass ich weder beklaut oder ausgeraubt wurde, noch jemals um mein Leben fürchten musste; abgesehen von einem dreitägigen Krankenhausaufenthalt, den mir eine Lebensmittelvergiftung eingebracht hatte. Es stehen zwar oft Soldaten mit Maschinengewehren an Straßenecken und fast jede besser gestellte Familie hat eine Alarmanlage, aber dennoch ist die Kriminalität keinesfalls so ausgeprägt wie etwa in Kolumbien. Dennoch sollte man stets Acht geben und nicht leichtsinnig sein, da ein Portemonnaie schnell mal aus der Hosentasche stibitzt werden kann.
Der eigentliche Grund meines Kommens war jedoch die Arbeit bei der Nichtregierungsorganisation Tierranuestra, die sich vor allem für Umweltschutz einsetzt. Meine Aufgaben dabei waren primär das Betreuen von Kindern und Jugendlichen an Schulen, wo wir Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität durchführten. Dies taten wir mit Präsentationen, Spielen und sozialen Aktionen, wie etwa dem Aufstellen selbstbemalter Mülleimer auf dem Schulhof oder dem Anlegen von Gärten. Meine Kollegen waren stets sehr hilfsbereit und halfen mir dabei, mich in die fremde Kultur gut einzuleben.
Insgesamt habe ich ein unglaublich lehrreiches Jahr erleben dürfen, in dem ich neben der sprachlichen auch Einiges an sozialer Kompetenz habe mitnehmen können. Es fällt mir oft auf, dass ich mehr Geduld habe und etwas nicht gleich ablehne, nur weil es mir zunächst noch fremd erscheint. Auch habe ich viele ganz besondere und wunderbare Menschen getroffen, die ich sehr vermissen werde.
Abschließend kann ich wirklich nur jedem, der an einer Horizonterweiterung interessiert ist, dazu raten, sich auf das Abenteuer einzulassen und mutig seinen Blick „weltwärts“ zu richten. Für alle, die mehr über meine Erfahrungen und Erlebnisse lesen möchten, habe ich einen Blog (www.janinparaguay.blogspot.com) eingerichtet, auf dem ich über das Jahr hinweg in wöchentlichen Abständen immer wieder neue Eindrücke festgehalten habe. Ich freue mich stets über neue Leser.

Saturday, October 9, 2010

„Jan in Paraguay" in der Zeitung!!

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen auf meiner Seite. Nunmehr zwei Monate ist es her, dass ich wieder in deutschen Gefilden weile. Selbstverständlich habe ich versucht meine Erfahrungen etwas publik zu machen und natürlich auch meinen Blog noch einmal ordentlich anzupreisen.
Hier ist also der Artikel, der kürzlich erschienen ist. Ich wurde zunächst aufgefordert einen eigenen Text zu schreiben, was ich auch tat. Die Redaktion hat diesen dann aber gekürzt und teilweise verändert, um ihn für die breite Masse verständlicher zu machen. Ich persönlich sah dies als einen Angriff auf meine künstlerische Freiheit, aber wozu leben wir schließlich in Deutschland, wo Nutzen stets vor Ästhetik kommt.

Deshalb werde ich euch nächste Woche den Originaltext hochladen, damit ihr seht wie das Ganze ausgesehen hätte, wenn ich die Fäden in der Hand gehabt hätte. Das war aber nicht der Fall. Noch nicht.

Erwähnt sei auch, dass ich aus Datenschutzgründen persönliche Daten entfernt habe. Auch ist der Text an manchen Stellen etwas verschwommen zu lesen, da der Scanvorgang nicht ganz optimal verlaufen ist. Aber ihr könnt manche Textstellen auf dem zweiten Bild nachlesen, sollte es gar nicht gehen.

Summa summarum, hier erst einmal der Artikel. Kommentare sind wie immer gerne gesehen.



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