Monday, October 26, 2009

Schrecklichste Party. Ever! Fortsetzung!

Das ging schnell, oder? Haettet ihr die naechste Ausgabe so bald erwartet? Nun ja, ich auch nicht, aber man weiss ja nie, was das Leben so an Ueberraschungen fuer einen parat haelt.
Um damit nahtlos an meinen letzten Post anzuschliessen, moechte ich an dieser Stelle jene positive Ueberraschung auf der fuer mich sonst unterirdisch verlaufenen Party beschreiben.
Gluecklicherweise gab es einen Verwandten, in welcher Beziehung zu meiner Gastfamilie er genau steht weiss ich wie immer nicht, der sich tatsaechlich Muehe gab, mich etwas ins Geschehen mit einzubeziehen. Sonst eigentlich ein Spassvogel schien er als Einziger meine unglueckliche Situation erkannt zu haben und setzte sich neben mich. An den Kindertisch wohlgemerkt. Ausserdem reichte er mir Speisen, die zu weit fuer mich wegstanden und unterhielt sich mit mir. Zwar musste ich mir Fragen wie “Warum willst du denn nicht fuer immer hierbleiben?” oder “In Deutschland gibt es kein Fleisch, oder?” anhoeren, aber das war schon ok, da dadurch wenigstens ein Gespraech in Gang kam.
Lustig, gerade jetzt, waehrend ich dies schreibe, kommt mir erstmals der Gedanke, dass das vielleicht sogar Kalkuel war und er absichtlich derart provokante Fragen gestellt hat. Hm, Blog-Verfassen hat tatsaechlich viele Vorteile.
Wie dem auch sei, natuerlich konnte er nicht die ganze Zeit bei mir sitzen bleiben, da ihn staendig andere Leute ansprachen. Klar, so jemand ist natuerlich beliebt. Nur eine Sache veraergert mich heute noch und laesst mich im Zweifel ueber die wahre Natur bestimmter Personen. Warum? Nun ja, zu fortgeschrittener Stunde, das Essen war bereits konsumiert und dementsprechend hatte ich keine (Alibi-) Beschaeftigung mehr, sass mein Verwandter noch bei mir und wir erzaehlten als ihn ploetzlich jemand zu sich rief: Natuerlich meine erste Gastmutter, auch ihre Eminenz Impertinenz genannt. Da frage ich mich doch wirklich: Hasst mich diese Person und moechte sie mich einfach leiden sehen? Oder ist sie schlicht so ignorant, dass sie meine Situation nicht versteht? Besonders, da sie doch wollte, dass ich mit Leuten Konversation treibe. Das muss ja nicht unbedingt mit den drei stummen Futtersilos sein, oder? Gluecklicherweise blieb mein Gespraechspartner aber noch sitzen, auch nachdem sie ihn mehrmals aufforderte.
Ich war ihm so dankbar und wirklich geruehrt.
An diesem Abend hab ich mir eins geschworen. Falls ich jemals in die Position komme, einen Austauschschueler oder jemand, aus welchen Gruenden auch immer, Isolierten in einer mir vertrauten Gesellschaft zu erkennen, werde ich alles Erdenkliche tun, um dieser Person zumindest ein wenig die Situation zu erleichtern. Niemals will wie meine erste Gastfamilie sein. Und immens ist nun noch mehr mein Respekt vor Personen, die sich den Einsamen erbarmen, obwohl sie eigentlich keine Obligation haben, sich irgendwelche Muehen zu machen.
Ich gebe zu, und das werden mir sicher viele Menschen attestieren, dass ich oft ein egozentrisches Arschloch bin. Jemand, der seine eigenen Prioritaeten vor die anderer stellt. Jemand, der sich nicht um eventuell fuer andere resultierende Konsequenzen kuemmert. Jemand, es schmerzt mich es auszusprechen, aber jemand, wie meine erste Gastfamilie. Zugegeben, diese aggressive Einstellung hat mir oft das beschafft, was ich brauchte oder wollte. Ich zweifle auch nicht im Geringsten daran, dass es genau das ist, was man braucht, um in der heutigen Geschaeftswelt an der Spitze zu bleiben. Aber was ist mit dem privaten Leben? Laesst sich der Charakter einfach so von jetzt auf gleich umstellen, wie ein Radio- oder Fernsehprogramm? Kann man Familie und Freunde so einfach anders behandeln als Personal oder Widersacher?
Meine leibliche Mutter gab mir diesbezueglich einen wunderbaren Ratschlag mit auf den Weg, um zu vermeiden, dass ich ohne ihre herzliche Praesenz noch mehr in Richtung Egomanie abdrifte. Jenen Spruch nahm und nehme ich mir sehr zu Herzen und versuche, ihn meinen Moeglichkeiten entsprechend in die Tat umzusetzen:

“Trainiere nicht nur deinen Verstand und deine Muskeln, sondern auch dein Herz!”

Ich denke, jemand wie ich muss erst selbst lernen wie bitter sein eigenes Gift schmeckt, bevor ihn eine ebenso bittere Medizin davon erloesen kann.
Daher bin ich, auch wenn es bizarr und widerspruechlich klingen mag, in einem kleinen und sehr stummen Teil von mir, den Menschen dankbar, die durch ihr unmoegliches Benehmen mein manchmal ebenso scheussliches Verhalten reflektieren und mir in einem Zerrspiegel spoettisch vor die Nase halten, wie ich wohl auf andere Menschen wirke.
Habt Dank eure Eminenz und hab auch Dank AFS fuer die Ermoeglichung dieser Erfahrungen, denn ihr beide bringt mir auf die harte Tour bei, dass ich nicht das Zentrum und der Omphalos der Welt bin. Und natuerlich Danke an meine Mama fuer ihre wunderbare und aufrichtige Botschaft.

Hier begreife ich wieder einmal, dass es einfach Dinge gibt, die man nicht in Schulen, aus Buechern oder an Unis lernen kann.
Meine Lehrmeister heissen momentan Mutter Natur, Vater Zeit und Tochter Chaos!

Hoffentlich blaeuen sie diesem verwoehnten Balg endlich mal ein paar Manieren ein!


Bis naechste Mal, ihr Wissensdurstigen!

Vergesst nicht meinen Link an Bekannte weiterzuschicken und Kommentare zu hinterlassen. Es wuerde mich echt freuen!

Die schrecklichste Party. Ever!

Liebe Freunde,

Wenn ihr dies hier lest, seid ihr wohl wieder einmal auf meiner Seite, um zu sehen, was es Neues gibt. Zwingende Logik, klar. Aber ich frage mich doch hin und wieder, was genau uns dazu treibt, das zu tun, was wir tun. Geschieht wirklich alles aus gaenzlich freiem Willen? Gibt es so etwas wie freien Willen ueberhaupt? Was hat dich, lieber Leser, beispielsweise heute dazu bewegt diese Seite aufzurufen? Nun, ich koennte mir einige Gruende vorstellen. Du siehst es zum Beispiel als Pflicht an, dir meine neuesten Geschichten anzuhoeren. Das waere fuer mich jedoch ein durchaus suboptimaler Befund, da ich dich keinesfalls an meine Aufschriebe binden moechte. Eine regelmaessige Taetigkeit, die einem durch Zwaenge, seien sie offen oder latent, aufgedraengt wird, ohne, dass man sie schaetzt, wird einem fast immer zu einer verhassten Last. Paradebeispiele: Schule, Job, Ehe.
Doch so muss es nicht sein. Vielleicht hast du gerade auch nichts anderes zu tun und willst mal sehen, was dein alter Bekannter/Freund/Feind Jan so treibt. Mit Genugtuung verfolgst du vielleicht meine schweren Momente, mit Eifersucht begegnest du moeglicherweise meinen Erfolgen. Oder du siehst mich gar als eine Art Lehrmeister, der fuer dich die Steine aus dem Feuer holt, sprich Erfahrungen fuer dich macht, von denen du moeglicherweise aus zweiter Hand profitieren kannst. Im Englischen gibt es hierfuer einen sehr passenden Begriff, der gleichzeitig auch der Name eines “Tool” Songs ist: “Vicarious”. Auch mir war dieser zugegeben rare Begriff nicht bekannt und es brauchte mehrere Romane, in denen das Wort zufaellig passend angewandt war, bis ich ihn wirklich verstand. Er bedeutet, dass man etwas durch einen Mittler erlebt, also etwas durchlebt ohne es in Person selbst erlebt zu haben. Ich benutze jetzt mal den genialen Einsatz Raymond Khourys in seinem Bestseller “The Last Templar”, in dem der gealterte und lange verheiratete Polizist X sein Sexleben dadurch “vicariously” aufrecht erhaelt, indem ihm sein noch lediger und juengerer Kollege stets von dessen wilden Abenteuern berichtet. Von ganzem Herzen wuensche ich mir, dass ich euch auch so ein Mittelsman sein kann. Wenn auch auf anderem Terrain als besagter Detective. Selbst wenn viele von euch nur meine Bilder ansehen, so hoffe ich doch, dass ich ein paar von euch informativ und kreativ bereichern kann.
Wie dem auch sei und was deine Intentionen auch sein moegen, lieber Leser, herzlich willkommen auf meiner Seite. Geniess deine Zeit hier und lass mir einen Kommentar da!
Los gehts!
Diesmal habe ich mir vorgenommen etwas weniger zu schreiben und dafuer oefter zu posten. Mal sehen, ob das auch so hinhaut.
Berichten moechte ich euch heute von einem eher tristen Ereignis, einer Familienfeier. Zunaechst stellen wir uns noch einmal die Frage, warum es solche festlichen Gelage ueberhaupt gibt? Richtig: um froehlich beisammen zu sein.
Manch einer mag sich jetzt denken: “Ja und was hast du jetzt schon wieder daran auszusetzen, du verklemmter Misanthrop mit chronischem Stock-im-…(ihr wisst schon) !? Sag doch einfach, auf was du hinauswillst!!”
Also, geneigter Leser, ich moechte nur noch einmal klarstellen, was dieser Begriff eigentlich beschreibt. Fuer mich war es, gelinde gesagt, das absolute Gegenteil.
Es fing eigentlich ganz gut an. Meine zwei Gastschwestern, meine Gastmutter und ich fuhren gegen 8 abends los zu einem der wenigen exklusiven Sportclubs hier in Asunción. Dieses bisschen Luxus tat mir nach einer harten Arbeitswoche ganz gut, wobei ich nicht wie manche von mir verhassten Schnoesel klingen moechte und verkuende, dass ich mir dies “auch redlich verdient” haette. Dennoch wars anfangs ganz nett. Wir hatten einen Tisch in einem der integrierten Restaurants reserviert. Bald sah ich allerdings mit pessimistischen Blick, dass der Tisch laenger war als die Tennisplaetze ausserhalb. Das hiess wieder einen Haufen Leute kennen lernen, dumm grinsen bis zur Gesichtsspastik, Haende schuetteln, aufstehen und sich wieder setzen, hundert mal nachfragen, weil man das genuschelte Spanisch wieder nicht verstanden hat etc. Ihr koennts euch denken. Des Weiteren muss man sich etliche Namen merken, nur um sie gleich danach wieder zu vergessen und die Person dann doch wieder mit “Pablo” oder “Maria” anzusprechen. Dazu kommt kommt dann immer noch meine Lieblingsfrage: “¿De cual parte de Alemania sos? (“Aus welchem Teil Deutschlands stammst du?”) Enervierend daran ist naemlich, dass die meisten Deutschland nicht mal auf der Weltkarte finden wuerden, geschweige denn Staedtenamen kennen. Aber gut, dass ist eigentlich nicht weiter schlimm und passiert mir, wenn auch weniger intensiv, fast taeglich. Zu meiner negativen Stimmung beigetragen haben hauptsaechlich folgende Dinge:
1. Meine vorherige Gastfamilie war leider natuerlich auch eingeladen. Wie ich vielleicht schon angedeutet hatte, war die Freude nicht auf meiner Seite. Eher die Motive “Ekel und Abscheu”, die mich unweigerlich an “Homo Faber” erinnern. (An dieser Stelle sei mein Parallelkurs Deutsch bei Herrn Rose gegruesst.)Besonders meine erste Gastmutter hat ihrem Ruf als “Eminenz Impertinenz” wieder alle Ehre gemacht.
2.Meine Gastschwestern, einzige Nicht-“alte Leute” am Tisch waren die ganze Zeit unauffindbar verschwunden.
3.Ich musste am Kindertisch sitzen. Haha, lustig, ich weiss. Fand ich aber nicht. Ich hatte wunderbar an einer Ecke gesessen und mit zwei netten Verwandten geplaudert als es hiess ich soll an den Kindertisch. Wer mir das befohlen hat? Jedenfalls nicht meine jetztige Gastmutter, die als einziges Mitglied des Clubs alle eingeladen hat. Sie hatte mir sogar gesagt, ich koenne sitzen bleiben. Nein, es war ihre Schwester, ihre “Eminenz”. Mann, war ich angepisst und bins heute noch, wenn ich dran denke. Es war einfach ein runder kleiner Abstelltisch, der nur wie ein Wurmfortsatz am eigentlichen Tisch angebracht war. Cool war auch, dass ich ganz alleine da sitzen durfte. Ach ja, man meinte es ja so gut mit mir! Erste Gastmutter hat mich noch schoen wohlwollend angelaechelt. Das Schlimme daran ist, dass sie vermutlich noch denkt, sie tut mir einen Gefallen, damit ich mir nicht mit andern Leuten die Zeit vertreiben muss, sondern alleine weit weg hocke. Klar, deswegen bekommen manche Straftaeter auch Einzelhaft, weil sie sich so gut benommen haben. Schliess mich ruhig aus. Oh und nein danke, du brauchst mir keine Kruemel aufzuheben. Ich hab ja schon meinen tollen Sitzplatz, da brauchst du mich nicht noch maesten, sonst wird mein Arsch noch so fett wie deiner und ich muss im Bus zwei Sitze bezahlen.
Apropos fett, ganz allein war ich dann doch nicht. Nach etwa einer Stunde Solositzen kamen dann noch drei juengere Verwandte hinzu, die zusammen wohl das Gewicht eines Kleinwagens aufbringen duerften. Nach bedrohlichem Knarzen liessen sie sich dann auf den, anscheinend titaniumverstaerkten, Stuehlen nieder, um sich dann gleich ueber saemtliche zuckerhaltigen Getraenke in greifbarer Naehe herzumachen. Sie wurden mir namentlich kurz vorgestellt, ignorierten mich dann aber gleich wieder. So hab ichs gern. Dadurch wurde mir meine Einsamkeit nur noch mehr bewusst. Ich stellte dann zwar ab und zu immer mal wieder ein paar Fragen, jedoch verlief jedes Gespraech recht schnell im Sande. Daher wandte ich mich meinem Handy zu und spielte ein integriertes Minispiel, was mich auch recht gut unterhielt. Kurze Zeit spaeter merkte ich allerdings, dass man sich weiter oben, am “Erwachsenentisch” oder von mir auch liebevoll Arthritis-Gilde genannt, besorgt ueber mich unterhielt. “Was macht er denn?” – “Ach, er spielt mit seinem Handy. Hm, er spricht ja gar nicht mit [Pablo , Paco, Maria – was weiss ich?!]” – “Was ist nur los mit ihm”.
Als ich dann aufsah, brach ihre Eminenz schnell das Gespraech ab bzw. wechselte bewusst in das mir unverstaendliche Guaraní. Ratte! Dann kam wieder mit einem zuckersuessen Laecheln der Aufruf, ich solle mit “Dick, Dumm und Duemmer” doch ins Gespraech kommen. Gut, dass das jeder am Tisch hoeren konnte und sich prompt umdrehte und mich neugierig musterte. Manche Leute beschreiben mich als kontrolliert, sogar kuehl bei Zeiten, aber selbst mir ist sowas natuerlich extrem unangenehm. Versteht ihr, vielleicht jetzt, warum ich mich einfach nicht wohl gefuehlt habe? Des Weiteren hatte ich niemanden zum Reden waehrend die meisten anderen einen Riesenspass hatten. Gott, ich hab mich so ausgeschlossen gefuehlt und das war und ist wirklich hart. Mit Grauen sehe ich den kommenden “Familienfeiern” entgegen. Dabei bin ich noch gar nicht so lange hier. Wobei ich sagen muss, dass mich eine kleine Sache, neben dem zugegeben vorzueglichen Essen, doch etwas aufgemuntert hat.

Doch davon mehr naechstes Mal, liebe Freunde.

Saturday, October 10, 2009

Schnauze voll!

So Leute,

kurzes Update! Heut wollt ich grad raus ausm Haus auf die Arbeit (wie fast immer, erst um 12 Uhr mittags), als ich das Lustigste seit langem sah:

Unser kleiner Hund, Yankee, eine Mischung aus Pudel und ... naja keine Ahnung, vielleicht Ratte (?) ist im Moment staendig spitz. Unsere Schaeferhuendin, Pepi, ist ungefaehr 4 mal so gross und im Moment wahrscheinlich auch laeufig. Wie Weibchen halt manchmal so sind, ne?! Auf jeden Fall wollte ich grade gehen, als ich sah, dass Pepi ein Bein von Yankee fast komplett im Maul hatte. Eine kurze Schrecksekunde war ich als bekennender Pazifist geradezu schockiert. Dann fiel es mir aber wie Schuppen von den Haaren:

DER KLEINE RAMMELTE MIT GANZER KRAFT AUF DEN KOPF DER HILFLOSEN SCHAEFERHUENDIN EIN!

Auch als diese aufstand und sich schuettelte, konnte sie den Triebtaeter fuer Arme nicht loswerden. Schliesslich kam dann eine der Hausangestellten zur Hilfe, aber da war es schon zu spaet: Pepi hatte jetzt echt die Schnauze voll!

Monday, October 5, 2009

Los cuentos fluorescentes y fenomenales del General Jan

Liebe Freunde,

es hat mal wieder gedauert. Natuerlich. Wie koennte es anders sein? Auch diesmal erbitte ich Absolution von euch. Ich hoffe ihr koennt sie mir gewaehren. Natuerlich nicht umsonst, sondern im fairen Tausch gegen einige "schillernde und grossartige" Geschichten meinerseits, die ich euch anbieten moechte. Wenn ihr ein paar Minuten Zeit habt, kann ich euch dabei helfen, fuer ein wenig die kleine Welt des monotonen Alltagslebens zu verlassen und mit mir auf Reisen zu gehen. Auf Reisen in die grosse Welt, wie es einst der Teufel mit Goethes Faust tat. Lasst mich euer Mephisto sein, der euch die grosse Welt naeherbringt. Der Schelm, der halb teuflisch, halb untertaenig den Gebildeten an der Nase herumfuehrt und gleichzeitig Einblicke gewaehrt, die ohne ihn vielleicht fuer immer in der Dunkelheit blieben. Daher, wenn es euch deucht gewappnet zu sein, kommt mit. Es gibt viel zu erzaehlen. Oder wie es Sony einmal bei einer Playstation-Werbung treffender kaum haette ausdruecken koennen:


KOMM UND BRING DEINEM HIRN DAS FLIEGEN BEI!


Zunaechst schulde ich euch natuerlich noch eine kleine Erklaerung bezueglich meiner neuen Gastfamilie. Ich habe einige Feedbacks bekommen, die andeuten, dass es sich nicht gehoere an einem derart wichtigen Punkt aufzuhoeren zu berichten und auf das naechste Mal zu vertroesten. Ein berechtigter Einwand und wuerde es mich interessieren, haette ich sicher auch darueber nachgedacht. Fakt ist allerdings, dass mich unbedachte Aussagen wie diese nur peripher tangieren. Aus strategischen Gruenden muss ich ja noch etwas Brennstoff lagern, damit die Leute einen Grund haben in der folgenden Woche ebenfalls vorbeizuschauen.
Um nun also in medias res zu gehen, kann ich sagen, dass sich meine Situation extrem gebessert hat. Letztes Mal hab ich ja schon anklingen lassen, dass ich eher ungluecklich bei meiner ersten Familie war. Gluecklicherweise ist meine jetztige Gastmutter Betty oder auch schlicht "mamá" nicht aus dem selben Holz geschnitzt wie ihre beiden Schwestern. Vielleicht hat sie aber auch einfach nen anderen Vater. Scheint hier oefter vorzukommen. Sie ist Angestellte bei einem Kraftwerk namens Itaipu, das hier in Paraguay Marktfuehrer ist. Im Sueden des Landes befindet sich uebrigens das groesste Wasserkraftwerk weltweit. Das heisst, es war fuehrend bis es 2007 vom chinesischen Drei-Schluchten-Staudamm abgeloest wurde. Fragt sich bloss, wo die werten Reis-Enthusiasten die Bauplaene herhatten...
Doch zurueck zum Thema. Des Weiteren ist meine Gastmutter eine Vertretung der Mate-Fraktion hier in Paraguay. Waehrend das Nationalgetraenk natuerlich der "terere" ist, gibt es dennoch viele Fans des Matetees. Das ist einfach die erhitzte Version. Mir persoenlich schmeckt es nicht so sehr und Wikipedia sagt auch, dass er angeblich Rachen- bzw. Halskrebs verursachen kann, da das heisse Wasser die lokale Zellsynthese negativ beeinflusse. Auf der anderen Seite muessten man dann ja aber auch saemtlichen anderen Tee und Kaffee verbieten. Trotzdem, ich lass einfach meine Haende weg. Heisse Getraenke waren noch nie mein Ding
Mein Gastvater auf der anderen Seite ist Vizepraesident eines Sportparks im Stadtteil Sajonia (spanisch fuer Sachsen). Er verrichtet dort administrative Arbeit, hiess es. Das habe ich aber auch erst gestern erfahren, als er meinem Mitzivi Nic, der dort Fussball spielt, seine Karte gab und meinte, dass er ihn bei jeglichen Problemen dort nur anrufen brauche. Scheint also nicht ganz ohne Einfluss zu sein hier. Das spiegelt sich, wie letztens schon angedeutet, in unserem Domizil wider. Ein schoenes und grosses Haus mit viel Komfort. Nicht unbedingt das, was man in einem Schwellenland erwarten wuerde, aber andererseits, wer bin ich, dass ich die Welt kenne? Jedenfalls geht es mir hier sehr gut und ich brauche mich auch nicht mehr jeden Tag darum sorgen wie ich heute wohl satt werden soll. In meinem vorherigen Zuhause musste ich mein Taschengeld knallhart kalkulieren, um ueber die Runden zu kommen, weil die Mahlzeiten daheim eher sporadisch ausfielen. Wir haben auch zwei Vollzeitangestellte, die alle Hausarbeiten verrichten. Kochen, Waschen oder gar Aufraeumen liegt hier also nicht in meinem Aufgabengebiet. Schade! Interessant ist auch, dass mein Gastpapa Martin etwas Deutsch spricht. So wie ich das verstanden habe, sind seine Grosseltern vor langer Zeit nach Argentinien eingewandert und von dort ist er dann wohl irgendwie nach Paraguay gedriftet. Ausserdem gabs noch zwei Schwestern (Veronica,13 + Karen, 16) und einen Bruder (Konny, 19) mit in der Familienpackung. Alle sind im offentsichtlich Teenagealter und dementsprechend komm ich mit ihnen auch sehr gut zurecht. Meine Gastschwestern spielen beide Handball und wenn sie mal ein Spiel oder Training haben, nimmt mich meine Gastmutter meistens mit, um mich den Familien der anderen Spieler vorzustellen. Mein Gastbruder hingegen hat letztes Jahr seine Oberschulreife erhalten und ist jetzt semi-professioneller Fussballspieler. Auf Studieren hat er im Moment also anscheinend keine Lust. Um seine draengende Mutter zufriedenzustellen, hat er sich allerdings an einem Englischkurs eingeschrieben und praesentiert mir immer stolz seine neuesten Vokabeln. Das stresst mich zwar sehr, aber ich glaube ich bin da nicht anders mit meinem Spanisch oder Guaraní.
Wie dem auch sei, mir gehts hier jedenfalls super. Nur grad eben wars etwas bloed, weil ich aufs Klo wollte und die Alarmanlage ausgeloest hab. Kam nich so prickelnd, weils schon halb 2 nachts is und die andern im Gegensatz zu mir nicht den Vormittag frei haben.
Apropos Freizeit. Jeder Mensch hat natuerlich so seine Hobbies. In meinem Falle ist das wie schon zuvor erwaehnt der "fisiculturismo" oder auch schlicht Fitness. Dementsprechend bin ich immer auf der Suche nach einer guten Muckibude. Da mein herzallerliebstes Akti, das mich treu durch die Oberstufe getragen hat nunmehr etliche Tage Fussmarsch entfernt liegt, musste ich mir also ein neues suchen, was ich ja auch schon direkt an Tag 3 gemacht hatte. Nach einem Monat hatte ich dann aber auch keinen Bock mehr drauf, weil es ein sehr schlechtes Preisleistungsverhaeltnis hatte. Etwa wie Tofu. Egal wie billig das Zeug is, man muss es ja danach doch wieder auskotzen, weils so ekelhaft ist. Verschwendetes Geld also. Nun gut, im Gegensatz zu geronnenem Sojaeiweiss hat mein FS wenigstens gute Trainer gehabt. Jetzt aber hab ich ein neues Fitnessstudio. Und lasst mich sagen, es ist geil. Gigageil sogar! So macht Pumpen noch richtig Spass. Es ist naemlich gekoppelt mit einem Muay Thai Dojo. Es wird also neben Muskelaufbau noch Kampfsport angeboten. Angeblich gibts auch noch Brazilian Jiu Jitsu. Hab mir das mal youtube angesehen. Scheint recht lahm zu sein. Daher bleib ich bei ersterem. Das Ganze kostet auch nur die Haelfte. Das Studio heisst uebrigens "Academia Lefebrve". Ja, das ist ein V nach dem R. Ja, das hat mich auch immer irriert. Nein, man spricht es nicht, es ist ein stiller Konsonant. Auf jeden Fall besitzt der Typ, Francisco Lefebrve, zwei Fitties in Asunción und ist sowas wie der paraguayanische Bruce Lee. Ein absoluter Fight-Gott. Hab ihn letztens mal getroffen, als er kurz im Studio war. Ist eigentlich fast nie da. Er wird wohl meistens unter einem Wasserfall sitzend Steine kauen. Auf jeden Fall sieht er dem Saenger von Rammstein verdammt aehnlich. Ist aber total nett und gibt alles beim Training seiner Schueler. Letztens hab ich meinen Ellbogen an einer Eisenstange gestossen, aber als ich mich umdrehte, sah ich, dass ich nur in seinen Finger gelaufen war.
Die Musik im Studio is auch hardcore. Egal, was laeuft, es ist immer volle Pulle aufgedreht, dass man die Schmerzschreie der Kaempfer nicht so deutlich hoert. Ne, im Ernst, das ist das erste Fitnessstudio in dem ich je war, das wirklich gute und laute Musik spielt und vor allem konstant. Das ist glaub ich auch mein zehntes, wenn ich mich recht entsinne und das fuenfte, in dem ich Mitglied bin.
Das Klientel ist auch recht interessant. Also vorab, es sind fast alles Jungs bzw. Maenner von hauptsaechlich 16-26. Fast alle sind taettowiert und was den Gebrauch androgener anaboler Steroide angeht, dazu hab ich folgende Geschichte: Da das Fitnessstudio recht klein ist, laeuft man sich eigentlich staendig ueber den Weg bzw. kommt ins Gespraech. So kam es in der zweiten Woche nach meiner Einschreibung, dass mich einer der Jungs beiseite rief (waehrend er aber laut quer durchs Studio schrie), um mir eine Phiole mit englischen Label zu zeigen. Er bat mich es zu uebersetzen, was ich dann auch gern fuer ihn tat. Ich erklaerte ihm, dass er da ein Anabolikum fuer Schlachtpferde in den Haenden hielt, das fuer Menschen nur marginal eingesetzt werden sollte. Das leuchtete ihm nicht ein, da er immerhin schon dafuer bezahlt hatte. Ich gab ihm dann die Dosierungen, die die Phiole empfahl. Als er schon seine Nadel holen wollte, musste ich ihn daran erinnern, dass er kein 250kg schwerer Hengst sei, sondern ein Holzkopf. Das erfreute ihn nicht. Da ich aber verhindern wollte, dass er irgendeinen Mist damit anstellte, suchte ich ihm aus einschlaegigen Quellen die passenden Dosierungen und moeglichen Nebenwirkungen heraus. Seitdem gruessen mich im FS alle und holen sich staendig Tipps bei mir ab.
Aber genug von der Staette des primitiven Koerperkultes und hin zur Kroenung, sprich dem Friseur. Jap, ich musste mal wieder Haare schneiden. Und ich war beim teuersten Friseur der ganzen Stadt. Wie viel ich bezahlt hab? 200,000 Guaraníes! Wie viel das in Euro ist? Hm, knapp 30! Also wie bereits erwaehnt, Asunción ist nach wie vor die zweitbilligste Hauptstadt der Welt. Und wo wir schon bei Fakten sind...Paraguay hat die weltweit 4. hoechste Rate an weiblichen Straeflingen. "Ich hoffe du magst sie feist!" ist ein bekannter Spruch, der Auslaendern immer wieder ans Herz gelegt wird. Ich fahr auch jeden Morgen am Frauenknast vorbei auf dem Weg zur Arbeit. Der Ort gilt als beruechtigt. Nicht nur, weil er direkt neben dem Friedhof gelegen ist.
Doch zurueck zu mir und meinen Haaren. Es lief alles cool. Schnitt geil. Billig. Hab sogar erfahren, dass der President von AFS alle vier Monate extra nach Paraguay fliegt, um sich hier stylen zu lassen. Geiler Scheiss! Hier gehoer ich hin, dacht ich mir! Naja, Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall. Ich hab mir meinen Mohawk (oder "Iro" wie mich manchmal einige Flachzangen in Deutschland unnoetig verbessert haben) mit blonden Straehnen pimpen lassen wollen. Wusste leider nicht, was Straehnen auf Spanisch heisst. Jetzt ist der Hahnenkamm jedenfalls komplett blond. Geht mir gar nicht mal so gut ab, weils aussieht, als haett mir jemand einen Sichelmond auf den Kopf geschnallt.
Dennoch konnte ich dem Friseur nicht allzu boese sein. Naechstes Mal plan ich das Ganze besser... Da ich jetzt uebrigens auch recht kurze Haare hab und das hier eigentlich nur die Polizisten und Militaers tragen, nennt mich meine Familie staendig "General Jan" (lies "Cheneráll Tscham". Man muss sie einfach moegen. Nur mein Gastbruder strapaziert das Ganze, weil er den Namen fuenfmal hintereinander laut ausruft und dann einfach weggeht.
Damit komme ich zum naechsten und fuer heute auch schon letzten Teil meiner epischen Saga: Letztes Wochenende.
Gut, es ist noch einiges dazwischen passiert, aber das ergaenz ich immer mal wieder sporadisch oder falls es mir wieder einfaellt.
Also, letzten Samstag haben wir, ein paar der Freiwilligen von AFS, uns getroffen, um mal etwas shoppen zu gehen. Stattdessen sind wir aber nur Eis essend rumgelaufen. Nach laengerem fruchtlosem Rumsitzen kamen wir dann aber an die Planung des Abends. Wir wollten uns erst bei Nic treffen, sind dann aber doch zu mir gegangen, weil mich mein Gastbruder drum gebeten hatte und die naechste Disko nur ca. 500m von unserm Haus entfernt liegt. Ich hab allen dann eine zugegeben recht unzureichende Wegbeschreibung gegeben, aber das war alles Kalkuel, da ich noch essen und duschen musste. Also alles planmaessig. Nic hat sich dummerweise einem angeblich ortskundigen Paraguayo im Bus anvertraut, ihm die "curva del muerte" (Todeskurve) zu zeigen, sobald sie sich dieser naeherten. Da er das aber nicht tat, musste Nic eine naechtliche Odyssee durchs Assiviertel auf sich nehmen und traf nur zufaellig auf Sylvie, die belgische Austauschschuelerin, die grade mit ihren Eltern eine Strasse auf dem Weg zu mir entlangfuhr. Glueck gehabt! Steffi und Julia haben die curva gleich gefunden und sind auch direkt zu mir gelaufen. Allerdings durch eine sehr gefaehrliche Strasse. Mir dessen voellig bewusst, entschied ich mich doch dagegen, die beiden vorzuwarnen. Ich mein, wenn was passiert, passierts eh und dann hat man nur noch unnoetig Angst vorher gehabt. Ausserdem wars mir zu viel Arbeit den sicheren Umweg zu erklaeren. Die beiden habens aber gecheckt, weil wohl auf dem Weg zu unserm Haus ein Auto neben sie ranfuhr, Scheiben runterkurbelte und "PELIGROSO, PELIGROSO" (dt. gefaehrlich) rief. Naja, sie sind ja angekommen.
Nach kurzem Chat mit meinen Gasteltern sind wir dann zusammen mit meinem Gastbruder und seiner Freundin auf zu einer Disko namens "Faces". Die Freundin meines Gastbruders - das is auch sone Sache. Sie hatte sehr kurze Sachen an und war auch stark geschminkt.

Kommentar Steffi, Julia :
Boah, was hattn dein Bruder sich da fuer ne Nutte angelacht?!

Kommentar Nic (bereits strack):
Uah, Alter, dein Bruder hat sich ja echt ne geile Praline aus der Schachtel geholt!

So viel dazu. Ich denk diese ambivalente Art der Diskussion ist uns allen nur zu gut bekannt. Wobei ich auch sagen muss, dass die Freundin nicht grad der Hammer war, rein optisch. Es zaehlen ja aber auch noch andere Dinge.

Weiter. Der Abend war ganz nett und verlief auch ohne groessere Events. In Erinnerung geblieben ist mir aber vor allem als Nic mich fragte, ob das Maedchen, mit dem er tanzte denn gut aussehe, da seine visuelle Kompetenz durch diverse kurzkettige Kohlenhydrate eingeschraenkt worden war.
Cool fand ich, dass ich meinen Friseur traf, der seinen Kumpels stolz sein neuestes Werk, mein Haupthaar, praesentierte. Ausserdem traf ich Diego aus Concepión dort. Krasser Zufall, oder? Einmal gesehen, 600km entfernt. Bamm!, gleiche Disko. Etwa wie wenn man jemanden in Berlin kennenlernt und in einer der zahllosen Kneipen in Muenchen trifft. Schon geil!

Aber ich denke, das wars jetzt erst einmal wieder mit super Stories und tollen Erzaehlungen.

Bevor ich mich ins Wochendende verabschiede, noch zwei Bitten, Leute:

1. SCHICKT DEN LINK WEITER! An Freunde, Bekannte, Verwandte, die Presse - egal!

2. Postet Comments, auch, wenn ihr mich vielleicht nicht so gut kennt! Ich freu mich immer. Ist echt extrem leicht! Einfach auf "comments" unter dem Eintrag klicken und was schreiben. Fertig!

Ich hab mir vorgenommen, dass ich ein Buch ueber meine Erlebnisse rausbringe, wenn ich +10,000 Seitenbesuche verzeichnen kann!

Also, ihr Krieger! Zeigt mir, was ihr koennt!

Und glaubt mir, je mehr Leute hier besuchen kommen, desto mehr Geschichten werde ich posten und desto besser werden sie sein.

iHasta pronto!

euer

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