Monday, October 26, 2009

Schrecklichste Party. Ever! Fortsetzung!

Das ging schnell, oder? Haettet ihr die naechste Ausgabe so bald erwartet? Nun ja, ich auch nicht, aber man weiss ja nie, was das Leben so an Ueberraschungen fuer einen parat haelt.
Um damit nahtlos an meinen letzten Post anzuschliessen, moechte ich an dieser Stelle jene positive Ueberraschung auf der fuer mich sonst unterirdisch verlaufenen Party beschreiben.
Gluecklicherweise gab es einen Verwandten, in welcher Beziehung zu meiner Gastfamilie er genau steht weiss ich wie immer nicht, der sich tatsaechlich Muehe gab, mich etwas ins Geschehen mit einzubeziehen. Sonst eigentlich ein Spassvogel schien er als Einziger meine unglueckliche Situation erkannt zu haben und setzte sich neben mich. An den Kindertisch wohlgemerkt. Ausserdem reichte er mir Speisen, die zu weit fuer mich wegstanden und unterhielt sich mit mir. Zwar musste ich mir Fragen wie “Warum willst du denn nicht fuer immer hierbleiben?” oder “In Deutschland gibt es kein Fleisch, oder?” anhoeren, aber das war schon ok, da dadurch wenigstens ein Gespraech in Gang kam.
Lustig, gerade jetzt, waehrend ich dies schreibe, kommt mir erstmals der Gedanke, dass das vielleicht sogar Kalkuel war und er absichtlich derart provokante Fragen gestellt hat. Hm, Blog-Verfassen hat tatsaechlich viele Vorteile.
Wie dem auch sei, natuerlich konnte er nicht die ganze Zeit bei mir sitzen bleiben, da ihn staendig andere Leute ansprachen. Klar, so jemand ist natuerlich beliebt. Nur eine Sache veraergert mich heute noch und laesst mich im Zweifel ueber die wahre Natur bestimmter Personen. Warum? Nun ja, zu fortgeschrittener Stunde, das Essen war bereits konsumiert und dementsprechend hatte ich keine (Alibi-) Beschaeftigung mehr, sass mein Verwandter noch bei mir und wir erzaehlten als ihn ploetzlich jemand zu sich rief: Natuerlich meine erste Gastmutter, auch ihre Eminenz Impertinenz genannt. Da frage ich mich doch wirklich: Hasst mich diese Person und moechte sie mich einfach leiden sehen? Oder ist sie schlicht so ignorant, dass sie meine Situation nicht versteht? Besonders, da sie doch wollte, dass ich mit Leuten Konversation treibe. Das muss ja nicht unbedingt mit den drei stummen Futtersilos sein, oder? Gluecklicherweise blieb mein Gespraechspartner aber noch sitzen, auch nachdem sie ihn mehrmals aufforderte.
Ich war ihm so dankbar und wirklich geruehrt.
An diesem Abend hab ich mir eins geschworen. Falls ich jemals in die Position komme, einen Austauschschueler oder jemand, aus welchen Gruenden auch immer, Isolierten in einer mir vertrauten Gesellschaft zu erkennen, werde ich alles Erdenkliche tun, um dieser Person zumindest ein wenig die Situation zu erleichtern. Niemals will wie meine erste Gastfamilie sein. Und immens ist nun noch mehr mein Respekt vor Personen, die sich den Einsamen erbarmen, obwohl sie eigentlich keine Obligation haben, sich irgendwelche Muehen zu machen.
Ich gebe zu, und das werden mir sicher viele Menschen attestieren, dass ich oft ein egozentrisches Arschloch bin. Jemand, der seine eigenen Prioritaeten vor die anderer stellt. Jemand, der sich nicht um eventuell fuer andere resultierende Konsequenzen kuemmert. Jemand, es schmerzt mich es auszusprechen, aber jemand, wie meine erste Gastfamilie. Zugegeben, diese aggressive Einstellung hat mir oft das beschafft, was ich brauchte oder wollte. Ich zweifle auch nicht im Geringsten daran, dass es genau das ist, was man braucht, um in der heutigen Geschaeftswelt an der Spitze zu bleiben. Aber was ist mit dem privaten Leben? Laesst sich der Charakter einfach so von jetzt auf gleich umstellen, wie ein Radio- oder Fernsehprogramm? Kann man Familie und Freunde so einfach anders behandeln als Personal oder Widersacher?
Meine leibliche Mutter gab mir diesbezueglich einen wunderbaren Ratschlag mit auf den Weg, um zu vermeiden, dass ich ohne ihre herzliche Praesenz noch mehr in Richtung Egomanie abdrifte. Jenen Spruch nahm und nehme ich mir sehr zu Herzen und versuche, ihn meinen Moeglichkeiten entsprechend in die Tat umzusetzen:

“Trainiere nicht nur deinen Verstand und deine Muskeln, sondern auch dein Herz!”

Ich denke, jemand wie ich muss erst selbst lernen wie bitter sein eigenes Gift schmeckt, bevor ihn eine ebenso bittere Medizin davon erloesen kann.
Daher bin ich, auch wenn es bizarr und widerspruechlich klingen mag, in einem kleinen und sehr stummen Teil von mir, den Menschen dankbar, die durch ihr unmoegliches Benehmen mein manchmal ebenso scheussliches Verhalten reflektieren und mir in einem Zerrspiegel spoettisch vor die Nase halten, wie ich wohl auf andere Menschen wirke.
Habt Dank eure Eminenz und hab auch Dank AFS fuer die Ermoeglichung dieser Erfahrungen, denn ihr beide bringt mir auf die harte Tour bei, dass ich nicht das Zentrum und der Omphalos der Welt bin. Und natuerlich Danke an meine Mama fuer ihre wunderbare und aufrichtige Botschaft.

Hier begreife ich wieder einmal, dass es einfach Dinge gibt, die man nicht in Schulen, aus Buechern oder an Unis lernen kann.
Meine Lehrmeister heissen momentan Mutter Natur, Vater Zeit und Tochter Chaos!

Hoffentlich blaeuen sie diesem verwoehnten Balg endlich mal ein paar Manieren ein!


Bis naechste Mal, ihr Wissensdurstigen!

Vergesst nicht meinen Link an Bekannte weiterzuschicken und Kommentare zu hinterlassen. Es wuerde mich echt freuen!

3 comments:

  1. wow. ich bin immer wieder erstaunt ob deiner...rhetorischen fähigkeiten. :-P

    wie lange musst du es da noch aushalten?

    gruß, arw

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  2. Moin Jan,
    sehr interessant, wie du hier über deine eigene Psyche reflektierst. Überrascht, einen neuen Blogeintrag von dir zu finden, bemerke ich, dass du deutlich mehr über dein Gefühlsleben preisgibst als ich, der immer nur die Geschehnisse beschreibt und kommentiert. (Vielleicht sollten wir das Buch zusammen schreiben.) Auf den ersten Blick wollte ich das auf die Zielgruppe schieben, doch deine ist nach dem Aufruf "Vergesst nicht meinen Link an Bekannte weiterzuschicken" wohl kaum noch privater als meine.
    Ich verlink dich und dein Unglück mal wieder, wenn es grad im Artikel passt und wünsche dir alles Gute,

    dein Lars

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  3. @ arw: links siehst du den Countdown. Time's on my side! :D
    Es ist nicht immer leicht hier.
    Dennoch werde ich noch eine Menge interessanter und unbzahlbarer Erfahrungen machen. Ob ich will oder nicht!

    @ Lars: Ich denke, das Blogschreiben ist auch eine Art Stressbewaeltigung, da ich meinen Problemen und Sorgen ein Gesicht gebe und es mir somit hilft weiterzumachen. Vielen Dank fuer deine regelmaessigen und cleveren Kommentare! Ich wuensche mir mehr solche Leser!

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