Friday, March 5, 2010

Hausintern II oder Mein armer Blutdruck!!

Ok, ich weiss, dass ich eigentlich erst Teil II des ueberaus interessanten und fesselnden Midstay Camp Artikels bringen muesste, aber es hat sich eine kritische Aenderung in meinem Alltagsleben ergeben, die sofort adressiert werden muss. Alleine schon, um ein Ventil zu haben und mal Dampf ablassen zu koennen. Sonst speichere ich nur meine aufgestaute Wut in Form von Kummer und Ressentiments in mein Langzeitgedaechtnis.
Es geht um unsere Hausangestellten. Seitdem ich hier bin (etwa 2.5 Monate), hatten wir sieben verschiedene Hausmaedchen. Nach Aussagen meiner Eltern hatten sie alle einfach nach einer gewissen Zeit keine Lust mehr zu arbeiten und sind dann spontan nicht mehr gekommen, teilweise auch ohne ihre Kleidung abzuholen. Dazu muss ich hinzufuegen, dass unsere Angestellten, immer zwei gleichzeitig, beide ihre Raeume in einem Haeuschen im Garten haben. Dieser hohe Verschleiss an Arbeitskraeften steht sehr im Gegensatz zu meinen ersten beiden Familien, die dieselben Angestellten bereits mehrere Jahre beschaeftigen und fast so etwas wie Freunde fuer sie sind. Da sie aber die Freunde meiner Feinde waren, waren sie zugleich auch meine Feinde. Da meine jetzige Familie als "Freunde" oder aber vor allem auch wirklich als "meine Familie" bezeichnet werden kann und jedes neue Hausmaedchen erst einen guten Eindruck bei uns machen will, gewinne ich quasi doppelt, da alle nett zu mir sind; teils weil sie mich moegen und teils weil sie beruflich dazu verpflichtet sind. Wobei ich mir auch Muehe gebe, nett zu den Hausangestellten zu sein, was dazu fuehrte, dass mich auch alle, meiner beschraenkten Ansicht nach zu urteilen, ganz gerne haben bzw. hatten.
Nun habt ihr ja noch sicherlich den Eintrag "Hausintern" im Gedaechtnis. Es ging darum, dass sich die Angestellten unter sich zurechtwiesen und sich gegenseitig daran erinnerten wie wichtig es sei einen Job zu haben, waehrend ich dabei stand und ignoriert wurde und so Maeuschen spielen konnte, gleichzeitig aber lautstark meinen Shake mixte.
Nun, vor einer Woche haben alle spontan gekuendigt und wir waren ein paar Tage ohne Unterstuetzung. Nun fragt sich der Durchschnittsdeutsche sicherlich, wo darin das Problem liegen soll, da das alltaegliche Leben in andern Laendern, besonders in Industrienationen, schliesslich auch wunderbar ohne Haushaltshilfen funktioniert. Nun, dazu muss man sagen, dass meine kleinen Brueder schon noch Hilfe brauchen, meine Gasteltern keine Zeit haben zu kochen, ich dazu keine Lust habe und sich die hiesige bourgeoise Familienstruktur im Laufe der Jahre auch danach ausgerichtet und entwickelt hat.

Auch ist es vielleicht interessant fuer euch zu erfahren wie man neue Arbeitskreafte findet, da es dafuer ja nicht so etwas wie ein Arbeitsamt gibt. Gewoehnlich fragt man Freunde oder Bekannte, ob diese nicht eine Haushaltshilfe zu viel haben oder jemanden kennen, der jemanden kennt. Ihr seht, es ist immer etwas abenteuerlich und konfus hier.

Aber, jetzt haben wir ja wieder zwei Neue. So wie es scheint, arbeiten sie bisher nur halbtags, was dazu fuehrt, dass das Abendessen immer aufgewaermt werden muss, aber dennoch koestlich ist. Es kann aber auch sein, dass beide nur uebergangsmaessig da sind. Eine von ihnen kann ich auch total gut leiden und sie kocht unglaublich lecker. Es schmeckt wirklich wie in einem Restaurant, wenn sie kocht. Waere es verwegen zu sagen, fast so gut wie wenn ich selbst koche? ;-) Hm, vermutlich schon.
Wie dem auch sei, die andere war schon mal bei uns gewesen, damals, aber nur fuer etwa eine Woche. Es ist die Einzige, die ich wirklich nicht leiden konnte. Und sie ist zurueck. Warum ich mit ihr gestraft wurde, weiss ich nicht, aber es geht mir ordentlich auf die Nerven. Waehrend die Vorherigen jung, verschwiegen und gehorsam waren, ist dieses Subjekt das genaue Gegenteil. Sie labert immer lauthals ueber irgendwelches, absolut irrelevantes Zeug und versucht mich dann meistens noch in eines ihrer droegen Gespraeche zu verwickeln. Ich habe sie auch noch von damals in Erinnerung als sie mir morgens vorschreiben wollte, was ich beim Fruehstueck zu essen haette und dass Wasser nicht dazugehoere. Das hab ich ja besonders gern, wenn man mich in diesem Feld belehrt.

Der Grund, warum ich heute all dies aufschreibe, der Tropfen also, der mein emotionales Fass zum Ueberlaufen brachte, war, dass sie mich mal wieder morgens aufgeweckt hat, was absolut nicht ihr Recht oder gar Pflicht ist; und das auch noch voellig vor der Zeit. Ich haette noch schlafen koennen! Ihre niedertraechtigen Absichten und Methoden erkennend, war mir bewusst, dass, wenn ich das Zimmer verliesse, sie sofort zu wischen etc. beginnen wuerde und sich nicht mehr vertreiben liesse. Meine Blase konnte dieser Logik leider nicht folgen. Daher wartete ich bis ich nichts mehr hoerte und schlich ich mich raus. Ohne jegliches Geraeusch.

Sie nennen mich auch Jan Bond.

Kaum war das Schloss des Badezimmers herumgedreht, hoerte ich allerdings sofort - als haette sie nur auf diesen Moment der temporaeren Impotenz gewartet - ein aechzendes Schleifen und Schleppen. Als ich wieder herauskam, war sie verschwunden, aber mein Bett war komplett abzogen, sodass ich nicht mehr darauf schlafen konnte. Anstatt es zu machen, ging sie aber weg und ich fand sie unten Tereré schluerfend vor, MEINEN LIEBLINGSSTROHHALM (Bombilla) BENUTZEND (den ich gerade verwenden wollte) und sah sie labern anstatt zu arbeiten. Das regt mich echt auf.

So, das wars auch schon. Ich hoffe sie geht bald wieder oder ich muss dafuer sorgen, dass sie gefeuert wird. Die Tatsache, dass sie gestern nicht da war und sonst auch nur halbtags meine Umwelt mit ihrer Praesenz verschandelt, ist fuer mich so etwas wie ein silberner Hoffnungsstreif am weit entfernten Horizont.

Wir werden sehen. Ich halte euch diesbezueglich auf dem Laufenden. Freut euch in der Zwischenzeit schon mal auf Teil II. Leider erst naechste Woche. Ihr wisst ja, bei wem ihr euch dafuer bedanken koennt. ;-)

2 comments:

  1. que grande jan!
    wirklich ganz stark! du hast es geschafft mich kurz zum lachen zu bringen und ich bin heute wirklich nicht gut drauf!:D ich wuerd nicht mal auf den gedanken kommen sowas zu schreiben... aber gefaellt mir!
    mach weiter so!
    matzi

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  2. touching, beautiful XD
    anna ( see i comment i loved it

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